Aus charttechnischer Sicht lieferte am Freitag der Timingindikator Relative-Stärke-Index beim Silberpreis ein klares Verkaufssignal. Was Privatinvestoren bei dem Weißmetall nun unbedingt beachten sollten.

Nach Monaten eines beeindruckenden Preisanstiegs hat der Silbermarkt zuletzt eine deutliche Korrektur erlebt. Doch ist diese Schwächephase bereits das Ende der Rallye – oder nur eine Atempause im langfristigen Aufwärtstrend? Viele Indikatoren sprechen dafür, dass das mit Abstand preisgünstigste Edelmetall trotz des aktuellen Rückschlags weiterhin über erhebliches Nachholpotenzial verfügt.

Rechtfertigt das Gold/Silber-Ratio den Kauf von Silber?

Silber gilt traditionell als „kleiner Bruder von Gold“ – und bewegt sich (bei zweifellos höherer Kursschwankungsintensität) in der Regel in enger Korrelation mit dem gelben Edelmetall. Dabei zeigen historische Daten, dass Silber häufig mit einem Hebel auf Goldbewegungen reagiert: Steigt Gold, klettert Silber überproportional – fällt Gold, korrigiert Silber meist stärker. In den vergangenen Jahren wurde diese Hebelwirkung allerdings kaum sichtbar, da Silber der Aufwärtsbewegung von Gold deutlich hinterherhinkte.

Ein Blick auf das Gold/Silber-Ratio, welches anzeigt, wie viele Unzen Silber zum Kauf einer Feinunze benötigt werden, verdeutlicht die aktuelle Unterbewertung: Mit rund 82 liegt es zwar unter dem Allzeithoch von über 120 (2020), allerdings weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt und deutlich über dem Jahrestief von 2011, als das Verhältnis bei etwa 35 stand. Zur Erinnerung: Damals markierte Silber mit knapp 50 Dollar sein damaliges Allzeithoch. Überträgt man dieses Verhältnis auf den heutigen Goldpreis von etwa 4.200 Dollar, müsste Silber bei rund 120 Dollar notieren, um wieder ein ähnliches Bewertungsniveau zu erreichen.

Silbernachfrage diverser Industrien bleibt robust

Die jüngste Korrektur sollte deshalb weniger als Alarmzeichen, sondern vielmehr als gesunde Konsolidierung verstanden werden. Silber ist bekannt für seine hohe Volatilität – Kursrückgänge von 10 Prozent oder mehr sind keine Seltenheit und oft Ausdruck „ganz normaler Gewinnmitnahmen“. Fundamentale Faktoren sprechen jedoch für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.

So übersteigt die globale Silbernachfrage laut Silver Institute (ohne ETF-Sektor) seit 2019 das Angebot, was zu einem strukturellen Defizit am Silbermarkt führt. Vor allem die industrielle Verwendung hat seither massiv zugenommen: In der Photovoltaik, in der Elektromobilität sowie in der Elektronik- und Chipproduktion ist Silber aufgrund seiner hervorragenden Leitfähigkeit unersetzlich. Diese Zukunftsbranchen – getrieben durch die Megatrends Digitalisierung, Energiewende und Künstliche Intelligenz – sorgen für eine stetig wachsende Nachfrage.

Auch im Schmucksektor gewinnt Silber wieder an Bedeutung. Angesichts des hohen Goldpreises greifen viele Verbraucher auf das günstigere Edelmetall zurück – eine klassische Substitution, die vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich große Teile der Weltbevölkerung Gold schlicht und einfach nicht mehr leisten können.

Fazit: Silber bleibt ein unruhiger Kandidat – Schwankungen gehören zur DNA des Edelmetalls. Doch die Kombination aus Unterbewertung, wachsender industrieller Nachfrage und anhaltenden Angebotsdefiziten spricht gegen einen nachhaltigen Trendwechsel nach unten. Vielmehr dürfte die aktuelle Korrektur die Basis für die nächste große Aufwärtsbewegung legen – und Silber könnte in den kommenden Jahren – gemeinsam mit seinem großen Bruder Gold – neue Allzeithochs markieren.

Silber (WKN: 965310)

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