Dem Silberpreis gelang im Oktober das Überwinden der 50-Dollar-Marke und er übertraf damit das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 2011. Trotz der rasanten Rally verfügt der „kleine Bruder“ von Gold weiterhin über erhebliches Nachholpotenzial.
Silber kletterte im frühen Dienstagshandel zeitweise sogar über die Marke von 53 Dollar. Da sich der Silberpreis in diesem Jahr bereits um 79 Prozent verteuert und sich damit deutlich besser als Gold (+56 Prozent) entwickelt hat, kann man dem Edelmetall bei kurzfristiger Betrachtung durchaus eine überkaufte Lage attestieren. Da beim gelben Edelmetall seit 2022 Rekorde wie am Fließband produziert wurden und sich der globale Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz seither mehr als verdoppelt hat, kann man bei Silber somit auf lange Sicht nach wie vor eine Underperformance attestieren.
Diese Faktoren begünstigen den Silberpreis
Das jüngste Rekordhoch war u.a. auf Engpässe in der physischen Silberversorgung – insbesondere in London – zurückzuführen, was in der Finanzwelt als „Short-Squeeze“ bezeichnet wird. Erkennbar war dies durch die höheren Referenzpreise in London im Vergleich zu New York und die deutlich gestiegenen Leasingkosten. Einige Händler sicherten sich daher sogar Frachtplätze auf Transatlantikflügen für Silberbarren, um Silber von New York nach London zu transportieren und dadurch Arbitragegewinne zu erzielen.
Ein Indikator stuft Silber (gegenüber Gold) bei langfristiger Betrachtung weiterhin als preisgünstig ein – das Gold/Silber-Ratio. Es zeigt auf wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Derzeit bewegt es sich im Bereich von 80 und somit signifikant unter seinem Jahreshoch von über 104. Weil das durchschnittliche Gold/Silber-Ratio der vergangenen Jahrzehnte aber im Bereich von 60 anzusiedeln ist, besteht mit Blick auf dieses Hilfsmittel durchaus noch weiteres Aufwärtspotenzial für Silber. Bei einem Ratio von 60 müsste bei einem Goldpreis von 4.100 Dollar Silber mehr als 68 Dollar kosten.
Silbernachfrage übertrifft das Angebot
Die derzeit laufende „Section 232“-Untersuchung der US-Regierung prüft, ob der Import bestimmter kritischer Mineralien, darunter auch Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium, die nationale Sicherheit der USA gefährden könnte. Wird dies bejaht, könnte Washington Schutzzölle oder Exportbeschränkungen verhängen, um die heimische Förderung und Verarbeitung zu stärken. Für Silber könnte dies zu Handelshemmnissen und aufgrund der relativ geringen Liquidität zu Preisverzerrungen führen.
Außerdem befindet sich der Silbermarkt seit Jahren im Defizit. Das heißt: Die globale Nachfrage übertrifft das Angebot und muss durch den Abbau von Lagerbeständen kompensiert werden. Laut Silver Institute ist dies bereits seit 2019 der Fall. Während dieses Zeitraums lagen die jährlichen Defizite zwischen 73,5 Mio. und 286,1 Mio. Feinunzen Silber und summierten sich insgesamt auf über eine Mrd. Unzen. Und laut Prognosen des Silver Institute dürfte sich daran auch in diesem Jahr nichts ändern. Diese gehen nämlich von einem weiteren Defizit von fast 188 Mio. Unzen aus.
Da beim Kauf von Silbermünzen und -barren Mehrwertsteuer anfällt, bieten physisch hinterlegte Silber-ETFs niedrigere Prämien auf den Silberwert und somit höhere Renditechancen. Derzeit weisen drei Silber-ETCs einen Marktwert von über zwei Mrd. Euro aus und würden sich für ein Silberinvestment anbieten: der iShares Physical Silver ETC (ISIN: IE00B4NCWG09), der WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333) sowie der Swisscanto Silver ETF A (CH0183135976).
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