(Neu: Kursverlauf, Einstieg, weitere Analystenstimme)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Hellofresh haben am Freitag ihre anfänglich massiven Kursabschläge bis zum Mittag wettgemacht. Nachdem die Papiere im frühen Handel um bis zu 8,7 Prozent abgesackt waren, erholten sie sich im weiteren Verlauf sukzessive und drehten sogar ins Plus. Zuletzt notierten die Anteilsscheine unverändert zum Vortagesschluss bei 78,02 Euro. Der MDax der mittelgroßen Werte gab leicht nach.

Hellofresh setzt weiter voll auf die Wachstumskarte, nimmt dafür aber eine geringere Profitabiltät in Kauf. Nach einem starken zweiten Quartal erhöhte der Vorstand das Umsatzziel für das laufende Jahr. Da der Kandidat für den Aufstieg in den deutschen Leitindex Dax mehr Geld in weiteres Wachstum investieren will, senkte er aber das Ziel für die operative Marge.

Das Echo der Experten war geteilt. "Hellofresh lässt sich normalerweise von Umsatzzahlen leiten, aber sollte es nicht nicht an der Zeit sein, dieses Verhalten zu überdenken, da die beste Zeit für solche Lieferunternehmen hinter ihnen liegt?", gab ein Händler am Morgen zu bedenken. Die Aktie sehe auf dem hohen Kursniveau sehr verwundbar aus, fügte er hinzu.

Die Pessimisten lägen bislang falsch, konstatierte dagegen Berenberg-Analystin Sarah Simon anlässlich der höheren Wachstumsprognose. Das kurzfristig schwächere Profitabilitätsprofil sei allerdings nicht hilfreich, auch wenn es Investitionen in künftige Erfolge geschuldet sei.

William Woods vom US-Analysehaus Bernstein Research betonte, der Kochboxen-Anbieter habe zuletzt sieben Quartale in Folge die Markterwartungen übertroffen, nun aber erstmals das Ziel für die operative Ergebnismarge nach unten revidiert. Auch im abgelaufenen Quartal habe der Umsatz positiv, die Marge hingegen negativ überrascht.

Analyst Sebastian Patulea von der Investmentbank Jefferies wertete die Resultate letztlich erheblich besser als von ihm erwartet. Das etwas nach unten korrigierten Margenziel sollte den Markt nicht weiter stören, da es im Zusammenhang mit Wachstumsinvestitionen stehe.

Seine Kollegin Nizla Naizer von der Deutschen Bank zog ebenfalls ein positives Fazit: Das Unternehmen habe einmal mehr solide abgeschnitten und das Umsatzziel erhöht, lobte sie.

Die seit 2017 an der Börse notierte Aktie hatte Anfang Juli ein Rekordhoch von 89,10 Euro erreicht, hat seitdem aber rund 12 Prozent an Wert eingebüßt. Trotz der jüngsten Verluste ist das Papier mit einem Plus von mehr als 300 Prozent seit Ende 2019 der größte Corona-Gewinner unter den deutschen Standardwerten./edh/la/mis

Quelle: dpa-Afx