(Mehr Details, Einordnung)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Anleger schenken den zuletzt in Missgunst geratenen Aktien von SAP schrittweise wieder mehr Vertrauen. Angetrieben von neuen Details zum geplanten Börsengang der US-Tochter Qualtrics stiegen die Aktien des Softwarekonzerns am Dienstag auf ein Hoch seit dem Kurseinbruch im Oktober. Sie kletterten an der Spitze des rekordhohen Dax um 2,11 Prozent auf 107,48 Euro. Seit dem Tief Anfang November bei knapp unter 90 Euro haben sie schon wieder ein Fünftel an Wert zurück gewonnen.

Am Vorabend war bekannt geworden, dass der Softwarekonzern Ernst macht mit einer Notiz des Anbieters von Marktforschungssoftware an der US-Tech-Börse Nasdaq. Händler sahen darin zwar keine Überraschung, nachdem SAP die Pläne schon im Juli angekündigt hatte. Dem Kurs scheint die konkretisierte Perspektive mit neuen Details dennoch zu helfen. Die Stärke der Nasdaq, die den Corona-Crash aus dem Frühjahr schon früh abgehakt hatte und seit Juni von Rekord zu Rekord eilt, dürfte dem Vorhaben in die Karten spielen.

Laut einem Dokument an die US-Börsenaufsicht SEC werden zwei Aktiengattungen von Qualtrics geschaffen. Die A-Aktien sollen an Investoren gehen, die B-Aktien und damit auch die Mehrheit aber bei SAP bleiben. Eine konkrete Anzahl an Aktien, die abgegeben werden soll, wurde nicht genannt. Ein auf 100 Millionen Dollar bezifferter Wert des Börsengangs dürfte aber nur ein Platzhalter sein.

Aus den Details geht hervor, dass die Aktien den Anlegern für 20 bis 24 US-Dollar pro Stück angeboten werden sollen. Unter der Annahme, dass nach dem Börsengang etwa 600 Millionen Aktien im Umlauf wären, würde Qualtrics einem Händler zufolge am oberen Ende dieser Spanne mit geschätzt 14,4 Milliarden Dollar bewertet. Vor gut zwei Jahren hatten die Walldorfer 8 Milliarden US-Dollar bezahlt.

Mit der jüngsten Kurserholung hat SAP den Spitzenrang im Dax wieder abgesichert. Als die Aktien vor zwei Monaten wegen eines verdüsterten mittelfristigen Ausblicks unter die Räder gekommen waren, drohten sie diesen an den Gasekonzern Linde zu verlieren. Im Tief war der Softwarekonzern nur noch 110 Milliarden Euro wert, mittlerweile ist er wieder mehr als 130 Milliarden schwer.

Während der Technologie-Sektor, dem SAP zugerechnet wird, in der Corona-Krise über Monate von Anlegern als genereller Gewinner gefeiert wurde, hatten sich die SAP-Papiere vor sieben Wochen eher ihrem Crash-Tief von 82,13 Euro aus dem März genähert. Um die damals angesichts enttäuschender Geschäftsziele entstandene Kurslücke zu schließen, bleibt es noch ein weiter Weg. Davor waren die Aktien noch über 125 Euro gehandelt worden, der Rekord stammt mit 143,32 Euro von Anfang September.

Ein großer Profiteur der Kurserholung der letzten Wochen ist SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner. Der hatte Ende Oktober beim Kurseinbruch munter Anteilsscheine für insgesamt weit mehr als eine Viertelmilliarde Euro gekauft./tih/la/mis

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Quelle: dpa-Afx