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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Ein überraschend vorsichtiger Jahresausblick von Bayer
Im zweiten Jahresviertel bekam Bayer die Corona-Krise unter anderem in der Pharmasparte zu spüren, da Ärzte viele nicht dringend notwendige Behandlungen verschoben oder Patienten aus Angst vor Corona zu Hause blieben.
Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management 2020 nun vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent an auf 43 bis 44 Milliarden Euro. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sollen davon weiter etwa 28 Prozent hängen bleiben, womit sich ein operatives Ergebnis von etwa 12,1 Milliarden Euro ergäbe. Bislang waren hier 12,3 bis 12,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden.
Analysten hatten im Durchschnitt zwar bereits Einschnitte bei den Jahreszielen für möglich gehalten, allerdings in geringerem Umfang. Neben dem reduzierte Ausblick dürften aber auch die andauernden Glyphosat-Rechtsrisiken weiter auf dem Aktienkurs lasten, sagte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.
So hatte Bayer Ende Juni zwar eine Einigung mit der Mehrzahl der Kläger im US-Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter vorgestellt. Die wackelt mittlerweile aber. So störte sich der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria an dem Teil, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Dabei geht es um die Bildung eines unabhängigen Wissenschaftsgremiums, das entscheiden soll, ob der Glyphosat-Unkrautvernichter Roundup Lymphdrüsenkrebs verursacht, und falls ja, ab welcher Dosis er gefährlich werden kann.
Angesichts der Skepsis des Richters hatte Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit den möglichen künftigen Fällen dann zurückgezogen, für deren Beilegung 1,25 Milliarden US-Dollar geplant waren. Damit ändert sich zwar eigentlich zwar nichts an der Einigung mit dem Großteil der insgesamt etwa 125 000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen, für die bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar (8,1 Mrd) vorgesehen sind. Allerdings hatte Bayer-Chef Werner Baumann in der Vergangenheit immer wieder betont, dass mit einer groß angelegten Einigung auch künftige Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden müssten.
Die Ankündigung des Glyphosat-Vergleichs Ende Juni war denn letztendlich angesichts der verbleibenden Fragezeichen auch nicht zum erhofften Befreiungsschlag für die Aktien geworden. So war der Aktienkurs anfangs noch deutlich über die Marke von 73 Euro geklettert, die Euphorie ließ aber schnell nach. Inklusive des Kursrückschlags an diesem Dienstag summieren sich die Verluste seit dem Juni-Hoch nun schon auf fast ein Viertel. Der deutsche Leitindex Dax hielt sich im gleichen Zeitraum unter dem Strich stabil.
Seit dem ersten Glyphosat-Urteil gegen Bayer im August 2018 beläuft sich das Kursminus auf knapp 40 Prozent; Dividenden eingerechnet sind es minus 34 Prozent. Immerhin schafft es Bayer mit einem Marktwert von rund 57 Milliarden Euro noch unter die Top 10 im Dax, in der Prä-Glyphosat-Ära waren es noch rund 87 Milliarden Euro./mis/edh/zb
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Quelle: dpa-Afx