FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Delivery Hero sind am Donnerstag nach einem Zwischenbericht des Lieferdienstes abgerutscht. Eine erhöhte Umsatzprognose konnte die Anleger nicht darüber hinwegtrösten, dass das diesjährige Margenziel wegen weiterer Investitionen reduziert wurde. Der Kurs fiel am Vormittag um 4,2 Prozent auf 120,70 Euro. Im Tief wurde die Aktie sogar kurz unter 120 Euro und damit auf dem niedrigsten Stand seit einem Monat gehandelt.

Trotz eines starken zweiten Quartals schaut der Online-Lieferdienst Delivery Hero etwas pessimistischer auf das diesjährige operative Ergebnis, das in Relation zum Bruttowarenwert nun bei minus 2 Prozent statt bislang minus 1,5 bis minus 2 Prozent erwartet wird. Der Gruppenumsatz dagegen soll nun bei bis zu 6,7 Milliarden Euro liegen - also im besten Fall gut 100 Millionen mehr als bislang kommuniziert.

Analystin Sherri Malek von RBC kommentierte, der Konsens habe das Umsatzziel schon antizipiert, müsse aber beim operativen Ergebnis (Ebitda) wohl nochmals abwärts korrigiert werden. Auch William Woods von Bernstein Research betonte, Delivery Hero habe beim Umsatz vor dem Hintergrund der schon hohen Erwartungen ein noch stärkeres Wachstum abgeliefert, das Ebitda sei aber niedriger ausgefallen als gedacht.

Der Fokus des Lieferdienstes liegt weiter auf der Etablierung seines Q-Commerce-Geschäftes. Außerdem wagt sich Delivery Hero derzeit wieder zurück an den deutschen Markt - zwei Faktoren, die Investitionen erforderlich machen. Laut dem Jefferies-Experten Giles Thorne sind die Anleger starkes Wachstum und Kostendruck durchaus gewohnt. Das im Ebitda-Ziel implizierte Abwärtspotenzial beim Konsens komme aber zu einer "Unzeit", da sich Investoren noch mit der Rückkehr zu einem regional wieder stärker fragmentierten Fußabdruck arrangieren müssten.

Eine mehrwöchige Erholung auf ein Hoch seit April, das in der Vorwoche erreicht wurde, war vor einigen Tagen ins Stocken geraten. Für die Aktionäre trübte sich das Chartbild mit dem Kursrutsch wieder etwas ein. Die 21-Tage-Durchschnittslinie, die als kurzfristiger Trendindikator gilt, wurde erstmals seit Ende Juni wieder deutlich unterschritten. Sollte der Kurs noch weiter in den Bereich von 116 bis 118 Euro abrutschen, könnten auch längerfristige Durchschnittslinien in Gefahr geraten.

Mit dem Abschlag am Donnerstag rutschte das Papier auch im bisherigen Jahresverlauf deutlich ins Minus. Seit Ende 2020 summiert sich der Verlust auf knapp fünf Prozent. Die Aktie zählt damit zu den schwächsten Dax-Werten in diesem Jahr, nachdem sie 2020 mit einem Plus von 80 Prozent noch an der Spitze des deutschen Leitindex gelegen hatte./tih/edh/zb

Quelle: dpa-Afx