FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit einem Rekordhoch für den tags zuvor starken Dax dürfte es am Donnerstag erst einmal nichts werden. Am Tag der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) warten die Anleger zunächst ab oder nehmen vereinzelt Gewinne mit, wie der etwas schwächer erwartete Dax zeigt. Der X-Dax signalisierte für den deutschen Leitindex eine Stunde vor dem Xetra-Start ein Minus von 0,15 Prozent auf 16 863 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wurde am Morgen etwas schwächer erwartet.

Nach dem Ifo-Geschäftsklimaindex am Vormittag wird die Leitzinsentscheidung der EZB am frühen Nachmittag zum Höhepunkt. An der geldpolitischen Ausrichtung dürfte sich nichts verändern. Die meisten Bankvolkswirte rechnen mit stabilen Leitzinsen. Es wäre das dritte Mal in Folge, dass die EZB an ihrer Ausrichtung festhält. Im Fokus stehen daher vor allem Aussagen zum Ausblick.

"Die Zinssenkungserwartungen sind beiderseits des Atlantiks ausgeprägt und somit besteht latent das Risiko einer Enttäuschung, sollten klare Bekenntnisse der EZB und der Fed für einen umfänglichen Zinssenkungszyklus ausbleiben", warnten am Morgen die Experten der Landesbank Helaba. "Die Botschaft der EZB seit der Ratssitzung im Dezember lautet: Keine Reduzierung im ersten Quartal, Tür offen im zweiten Quartal", heißt es in einem geldpolitischen Ausblick der Deutschen Bank.

Die hohen Erwartungen an rasche und mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr waren Ende 2023 der Grund für eine Börsen-Rally, die im Januar ins Stocken geriet, nachdem Zweifel in puncto schneller Zinssenkungen aufgekommen waren. Getrieben vom Tech-Sektor stellten die US-Börsen zuletzt zwar Rekorde auf, der Dax behält diesen mit gut 17 000 Punkten zumindest in Sichtweite. Am Vortag hatten zu dieser Bestmarke nur rund 82 Punkte gefehlt.

Treiber des Kursanstiegs am Mittwoch war der Technologiesektor mit starken Quartalszahlen etwa vom Softwarehersteller SAP . Aus den USA kommen aus diesem Bereich nun gemischte Impulse: Einer positiven Überraschung des IT-Konzerns IBM steht ein enttäuschendes Abschneiden des Elektroautobauers Tesla gegenüber.

Der schwache Tesla-Ausblick könnte international auf Autobauer und vor allem auf Zulieferer ausstrahlen, sagte am Morgen ein Händler. Speziell solche, die im Bereich der Elektromobilität ihre Stärken haben. Für die Papiere der deutschen Autobauer Mercedes-Benz , Volkswagen und BMW ging es unter diesen Umständen vorbörslich moderat um bis zu einem halben Prozent bergab.

Wegen Branchenresultaten besonders negativ im Fokus stehen wohl Chipwerte: Der Kurs von Infineon sackte vorbörslich um zwei Prozent ab. Der Umsatzausblick des Konkurrenten STMicroelectronics für das laufende Quartal enttäuschte die Markterwartungen. Anleger werten dies als Zeichen, dass die schwache Nachfrage nach industriellen Chips anhält. Auch vom koreanischen Chipkonzern Hynix sind die Vorgaben negativ.

Einen Blick wert nach Ergebnissen eines Konkurrenten sind am Donnerstag auch die Symrise -Aktien. Givaudan litt im vergangenen Jahr unter dem starken Franken und der getrübten Konsumentenstimmung.

Bei den Puma-Aktien, die am Vortag wegen eines enttäuschenden Zwischenberichts um zehn Prozent eingebrochen waren, ist derweil keine Erholung in Sicht. Vorbörslich ging es für sie um nochmals um ein halbes Prozent abwärts. Die Analysten von Jefferies und Oddo BHF reagierten jeweils mit Abstufungen. Dem entgegen tritt die Privatbank Hauck & Aufhäuser mit einer Kaufempfehlung./tih/mis

Quelle: dpa-Afx