FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem verlustreichen Vortag dürfte der deutsche Aktienmarkt am Freitag im Sog von Zinssorgen weiter schwächeln. Die Vorgaben aus den USA sind erneut schwach und auch an den wichtigsten Börsen Asien ging es - mit Ausnahme der chinesischen Märkte - abwärts.
Rund eine Stunde vor Handelsbeginn signalisierte der X-Dax für den deutschen Leitindex Dax ein Minus von 0,3 Prozent auf 15 526 Punkte. Damit zeichnet sich ein Test der gleitenden 200-Tage-Durchschnittslinie ab, die aktuell bei 15 543 Punkten verläuft. Sie gilt als ein wichtiger Gradmesser für den längerfristigen Trend. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 deutete sich ebenfalls ein etwas schwächerer Börsenstart an.
Nach den Leitzinssignalen aus den Vereinigten Staaten vom Mittwoch müssen sich die Anleger auf ein noch länger hohes Zinsniveau zur Inflationsbekämpfung einstellen. Angesichts steigender Anleiherenditen werden daher nun Investments in risikobehaftetere Aktienportfolios teils zurückgefahren. Die Rendite auf US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erreichte mit rund 4,5 Prozent das höchste Niveau seit 2007.
"Die Stimmung am Aktienmarkt ist verhalten", konstatierten die Experten der Landesbank Helaba. Wichtig sei es für den Dax nun jedoch, die letzten Tiefs nicht zu unterschreiten, "ansonsten würde sich der Ausblick deutlich trüben". Einem ersten Test habe die 200-Tagelinie immerhin schon standgehalten.
Unter den Einzelwerten dürften an diesem Morgen Umstufungen durch Analysten bewegen. So stufte die US-Bank JPMorgan die Allianz-Aktie auf "Overweight" hoch und hob das Kursziel auf 270 Euro an. Analyst Farooq Hanif bleibt für die Versicherungsbranche positiv gestimmt, wobei die Allianz unabhängig von der Wirtschaftslage ihre selbst gesteckten Ziele erfülle. Diese Fähigkeit, Schocks zu verkraften, werde vom Markt jedoch übersehen. Für ein Investment spreche auch die attraktive Kapitalrendite. Auf der Handelsplattform Tradegate ging es für das Allianz-Papier im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss am Vortag um etwas mehr als ein halbes Prozent nach oben.
MTU stiegen vorbörslich um rund anderthalb Prozent. Hier sprach die US-Bank Citigroup nach dem jüngsten Kurseinbruch nun ein Kaufurteil aus. Zugleich aber senkte sie ihr Kursziel für die Aktie des Triebwerksbauers auf 217 Euro, was allerdings immer noch ein Kurspotenzial von rund 35 Prozent bedeuten würde. Die Kursverluste infolge der GTF-Triebwerksprobleme seien überzogen, hieß es.
Im MDax könnten Jungheinrich von einem Kommentar der britischen Investmentbank Barclays profitieren. Auf Tradegate ging es um etwas mehr als zwei Prozent nach oben. Analyst Timothy Lee nahm die Papiere des Gabelstaplerherstellers bei einem Kursziel von 36 Euro mit "Overweight" auf. Die Aktie biete eine attraktive Bewertung, schrieb er und verwies auf das Potenzial aus dem wachsenden Geschäft mit Lagerautomatisierung und lobte auch die starke Bilanz.
In den Blick rücken dürften außerdem die Anteile des Börsen- und SDax -Neulings Thyssenkrupp Nucera , die auf Tradegate ebenfalls um etwas mehr als zwei Prozent zulegten. Zu dieser äußerte sich die französische Großbank Societe Generale. Die Thyssenkrupp-Tochter sei ein führender Elektrolyse-Spezialist mit einer Größe auf Industrieniveau, schrieben die Experten und nahmen die Bewertung bei einem Kursziel von 29 Euro mit "Buy" auf. Zudem sei die Berechenbarkeit des Wachstumspfads sei besser als bei der Konkurrenz./ck/mis
Quelle: dpa-Afx