FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachdem der Dax am Freitag erstmals seit August über der Hürde von 16 000 Punkten geschlossen hat, dürften die Anleger am Montag erst einmal vorsichtiger werden. Sie warten auf wichtigen Inflationssignale aus den USA und Europa in den kommenden Tagen. Rund eine Stunde vor dem Börsenstart signalisierte der X-Dax ein Minus von 0,1 Prozent auf 16 011 Punkte. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 wird rund 0,2 Prozent tiefer erwartet.
Seit bereits vier Wochen hat der deutsche Leitindex überwiegend Gewinne verbucht. Vor dem Wochenende war er schließlich bis auf 16 041 Punkte geklettert und damit ganz knapp unter seinem Zwischenhoch von Ende August geblieben. Nach einem zwischenzeitlichen Rückschlag bis Ende Oktober holte der Dax somit inzwischen fast 10 Prozent auf. Das Rekordhoch von Ende Juli bei etwas unter 16 530 Punkten lässt der Jahresendrally allerdings noch etwas Spielraum.
Die Vorgaben aus Übersee sind durchwachsen. In den USA herrschte am "Black Friday" eher ein lustloser Handel. Die Börsen waren zwar uneinheitlich, aber wenig verändert ins Wochenende gegangen. In Asien geben die meisten Börsen an diesem Morgen nach. Vor allem chinesische Aktien werden stärker verkauft.
Die 16 000 Punkte im Dax bleibe im Fokus, betonte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Ein Fall unter diese Marke "könnte am Markt schnell als Schwäche interpretiert werden", obwohl Gewinnmitnahmen nach dem guten Lauf nichts Unnormales wären. "Für eine fünfte positive Woche in Serie wird es auf jeden Fall einige gute Nachrichten brauchen, denn kurz vor dem Jahresende werden mögliche Käufer doppelt überlegen, ob sie oberhalb der 16 000 wirklich noch einsteigen wollen."
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt stehen zum Wochenstart Vitesco und Schaeffler im Blick. Im Ringen um die Gunst der Vitesco -Aktionäre will der Autozulieferer seine Übernahmeofferte nun doch erhöhen, und zwar auf 94 Euro je Aktie. Manch ein Anleger dürfte sich aber noch etwas mehr erhofft haben, denn die Vitesco-Aktie hatte am Freitag über 94 Euro geschlossen.
Ein Händler verwies auf Aussagen von VW -Chef Oliver Blume vor dem Autogipfel im Kanzleramt in der Presse, die womöglich die Aktien aus der Autobranche belasten könnten. Der Vorstandschef des Wolfsburger Volkswagen -Konzerns warnte vor einem Scheitern der Elektroauto-Ziele der Bundesregierung. Gründe dafür seien hohe Strompreise, ausgelaufene Kaufanreize und fehlende Ladestationen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht dagegen auch die Autoindustrie in der Pflicht, die Elektromobilität auszubauen. Die Aktien der Autobauer zeigten sich auf der Handelsplattform Tradegate kaum verändert.
Auch die Papiere der DHL Group zeigten sich kaum bewegt. Die Deutsche Post reagierte zurückhaltend auf die Ministeriumsspläne für eine Reform des Postgesetzes. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Freitag einen Reformvorschlag zum Postgesetz vorgestellt. Unter anderem soll die Post demnach weniger Zeitdruck bei der Beförderung von Briefen haben. Der Ministeriumsvorschlag soll noch vor Weihnachten durchs Bundeskabinett. Von der Post hieß es dazu am Freitagabend: Der Entwurf erkenne einige Realitäten an. Das Kommunikationsverhalten der Menschen habe sich geändert, die Briefmenge sei deutlich rückläufig. Kritisch werden aber Regelungen gesehen, mit denen die Regierung den Wettbewerb der Postdienste stärken will. Noch lasse sich nicht bewerten, ob der Entwurf einen wirtschaftlich tragfähigen Universaldienst der Post ermögliche, hieß es.
Vorbörslich belastet zeigten sich die Anteile des Chemieriesen BASF , die von der US-Bank Morgan Stanley von "Equal-weight" auf "Underweight" abgestuft wurden. Das Kursziel wurde von 43 auf 39 Euro gesenkt.
Nach oben ging es für SFC Energy nach der Bekanntgabe von Wachstumszielen bis 2028./ck/mis
Quelle: dpa-Afx