FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem verlustreichen September deutet sich für den Dax auch ein schwacher Oktober-Auftakt an. X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex deutete knapp eine Stunde vor Beginn des Xetra-Handels auf einen Abschlag von 0,84 Prozent auf 15 133 Punkte hin. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wurde mit minus 0,89 Prozent ein ähnlich hoher Verlust erwartet.
Im Dax rückt damit erneut die runde Marke von 15 000 Punkten näher, die der deutsche Leitindex im September und Juli bereits zweimal getestet und unter der er zuletzt im Mai gestanden hatte. Knapp darunter verläuft derzeit die viel beachtete 200-Tage-Linie als Unterstützung.
"Immer mehr Anleger hinterfragen die Rally des Jahres kritisch", merkte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners an. Im Zentrum stehe die Frage, ob die Unternehmen die erwarteten Gewinne auch dann erreichen könnten, wenn die Zinsen in den USA doch früher und schneller angehoben würden. Die anhaltenden Sorgen, dass die Notenbanken wegen einer anziehenden Inflation bald weniger Geld in die Märkte pumpen könnten, hatte den Dax in dieser Woche schwer belastet. Aktuell zeichnet sich eine düstere Wochenbilanz von mehr als zweieinhalb Prozent Minus ab.
An der Wall Street verunsichert zudem weiter der Haushaltspoker in Washington und die aktuellen Lieferengpässe in der Wirtschaft. Die Standardwerte-Indizes schlossen dort am Vortag deutlich im Minus.
Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund dem konjunkturellen Tagesplan zu, der unter anderem mit den Verbraucherpreisen aus der Eurozone und Stimmungsdaten auch aus den USA gespickt ist. Die Helaba geht etwa für die USA von soliden Werten aus. "Die Erwartung, dass die Fed noch in diesem Jahr die Anleihekäufe zurückfahren könnte, würde erneut untermauert", schrieben die Experten der Bank.
Auf Unternehmensseite hierzulande notierten bei den Einzelwerten bereits vorbörslich die BMW -Papiere nach einer angehobenen Ergebnisprognose des Autobauers gegen den schwachen Markttrend im Plus. Die Bayern leiden zwar derzeit wie so viele unter dem aktuellen Chipmangel, profitieren aber gleichzeitig von den steigenden Preisen für Gebrauchtwagen und Neufahrzeuge. "Wenngleich eine Anhebung der Jahresziele bereits erwartet wurde, ist die neue Prognose doch besser als gedacht", sagte ein Händler am Morgen.
Bei Konkurrent Daimler sollen vor dem Wochenende die Aktionäre auf einer virtuellen außerordentlichen Hauptversammlung über die geplante Abspaltung der Lastwagensparte Daimler Truck entscheiden. Weitere Nachrichten aus der Branche gibt es in den hinteren Börsenreihen: Der Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni hat mit dem US-Konzern Bizlink einen Käufer für die schon länger angebotene Sparte Industrial Solutions gefunden und steht kurz vor einer bindenden Vereinbarung.
Ebenfalls einen Blick wert sein könnten Papiere von Siemens Energy nach Beilegung eines Rechtsstreits per Vergleich mit dem US-Konzern General Electric über Gasturbinen.
Zudem zieht der Versicherer Allianz aus den aktuellen Problemen in den USA, wo Investoren Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe stellen, personelle Konsequenzen: Managerin Jacqueline Hunt wird bereits an diesem Freitag von Nachfolger Andreas Wimmer in der Spitze des Konzerns abgelöst. Am Markt wurde der Schritt zwar nicht als Überraschung gewertet, hilfreich für die Stimmung sei dies aber auch nicht, hieß es. Nachdem Allianz-Aktien im September auf ein Tief seit November 2020 gefallen waren, hatte sich der Kurs zuletzt zumindest wieder etwas erholen können./tav/jha/
Quelle: dpa-Afx