FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem steilen Sinkflug am deutschen Aktienmarkt sieht es vor dem Wochenende zunächst nach einer kleinen Verschnaufpause aus. Der Dax könnte vor dem viel beachteten US-Arbeitsmarktbericht sich stabilisieren und am Freitagmorgen einen Tick höher starten. Knapp eine Stunde vor dem Handelsbeginn signalisierte der X-Dax als außerbörslicher Indikator zum Auftakt für den deutschen Leitindex ein moderates Kursplus von 0,1 Prozent auf 15 545 Punkte. In den vergangenen vier verlustreichen Handelstagen war er um fast vier Prozent auf ein Dreimonatstief abgerutscht und unter die 100 Tage-Linie für den mittel- bis längerfristigen Trend abgetaucht.

"Die Stimmung liegt am Boden", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. "Mit einem Verlaufstief unter 15 500 Punkten hat der Dax gestern ein Niveau erreicht, auf dem er Anfang Februar in diesem Mal erstmals stand. Das ist gleichbedeutend mit fünf Monaten ohne Kursgewinne." Auch der EuroStoxx 50 war in dieser Woche stark unter Druck geraten, am Morgen deutet sich zum Auftakt im Eurozonen-Leitindex nun ebenfalls ein dünner Aufschlag an.

Die Börsianer warten im Handelsverlauf auf die offiziellen Zahlen zur Beschäftigungslage in den Vereinigten Staaten. Am Vortag hatten starke Arbeitsmarktdaten aus dem Privatsektor in den USA die Zinsangst am Markt abermals befeuert. Börsenexperte Altmann erklärte, nach der "positiven Überraschung" durch den ADP-Bericht sei selbiges für die offiziellen Arbeitsmarktdaten zumindest ein Stück weit vorweggenommen. "Für die Börsen sind positive Überraschungen hier allerdings eher schlechte Nachrichten, machen sie doch länger und höher steigende Zinsen umso wahrscheinlicher", erinnerte er.

Für die US-Notenbank Fed sind die steigenden Löhne und die solide Beschäftigungslage in den USA ein Problem, da sie die von ihr bekämpfte hohe Inflation weiter anheizen. Die Währungshüter haben bereits signalisiert, dass nach der Pause im Juni die Zinsen in diesem Jahr noch weiter steigen werden. Entsprechende Signale sendet auch die Europäische Zentralbank (EZB).

Auf Unternehmensseite beginnt der Tag mit einem Börsengang. Nucera , die Wasserstofftochter von Thyssenkrupp , hat ihr Debüt auf dem Parkett. Der Essener MDax-Konzern bringt die Papiere des Dortmunder Ablegers zu 20 Euro je Aktie an den Markt, womit Nuceras Börsenwert zunächst bei gut 2,5 Milliarden Euro liegt. Bisher hielt Thyssenkrupp 66 Prozent und das italienische Industrieunternehmen De Nora 34 Prozent. Die Mehrheit an Nucera will Thyssenkrupp auch nach dem Börsengang behalten.

Vorbörslich bereits kursbelastend erweist sich unterdessen eine Abstufung für den Telekommunikationskonzern United Internet durch die HSBC . Aktien von Scout24 profitierten hingegen von einer Kaufempfehlung der Citigroup .

Schwache Zahlen von Samsung Electronics könnten ferner auf den Chipwerten hierzulande lasten. Der Elektronikkonzern musste im vergangenen Quartal wegen des starken Preisverfalls am Markt für Speicherchips den größten Umsatzeinbruch seit mehr als zehn Jahren hinnehmen. Dies drücke auf die zuletzt bereits angeschlagene Stimmung für den Sektor, sagte ein Händler.

Daneben könnten die Papiere des Flugzeugbauers Airbus nach Auslieferungszahlen einen Blick wert sein. Für gewisses Erstaunen bei Börsianern sorgt in der Frühe zudem der Wechsel im Finanzressort beim Gabelstaplerkonzern Kion . "Nach der intensiven Suche nach einem neuen Finanzvorstand erst im vergangenen Jahr, ist der Abgang doch eine gewisse Überraschung", kommentierte ein Börsianer./tav/zb

Quelle: dpa-Afx