FRANKFURT (dpa-AFX) - Zunehmende Konjunktursorgen haben den deutschen Aktienmarkt am Montag weiter belastet. Der Dax verlor nach der sehr schwachen Vorwoche am frühen Nachmittag 0,16 Prozent auf 15 805,26 Punkte.

Unter 16 000 Punkten bleibe der deutsche Leitindex angezählt, schrieb der Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Das Niveau um das Tief vom Freitag bei 15 733 Zählern müsse der Markt halten, um eine Korrektur bis in Richtung der 200-Tage-Linie 1000 Punkte tiefer zu verhindern. Am Montag erreichte der Dax sein Tagestief bei etwas über 15 713 Zählern und drehte von dort wieder etwas nach oben.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen notierte zuletzt mit plus 0,18 Prozent auf 26 839,15 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 0,1 Prozent höher.

Zins- und Konjunktursorgen, Gewinnwarnungen und der Kurseinbruch von Siemens Energy hatten den Dax in der Vorwoche zurückgeworfen und damit das Chartbild eingetrübt. Auf die Nachrichten vom Wochenende aus Russland reagierten die Märkte derweil recht gelassen.

Die Sorgen vor einer schwachen Konjunktur wurden am Montag nach dem Ifo-Geschäftsklima, dem wichtigsten Frühindikator für Deutschland, größer. Denn die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Juni deutlich und noch dazu stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.

"Es braut sich ein konjunkturelles Unwetter zusammen", kommentierte Andreas Scheuerle, Leiter Industrieländerkonjunktur bei der DekaBank, die Ifo-Daten. "Die Unternehmen spüren in ihren Auftragsbüchern immer deutlicher die Bremsspuren der restriktiven Geldpolitik hierzulande, aber auch bei wichtigen Handelspartnern Deutschlands. Dies wirkt aber über den Tag hinaus, denn bei so stark sinkenden Geschäftserwartungen werden Investitionsentscheidungen auf die lange Bank geschoben."

Für die Aktienkurse von Banken ging es in Anbetracht der trüben Konjunkturaussichten weiter bergab. Mögliche Kreditausfälle und höhere Rückstellungen trüben die Lage. Die für Banken eigentlich positive Entwicklung steigender Zinsen, wodurch die Einnahmen der Kredithäuser steigen, trete derzeit angesichts der Wirtschaftsabkühlung in den Hintergrund, hieß es aus dem Handel.

Zu den allgemeinen Wirtschaftssorgen als Belastung für den Bankensektor kommen bei der Commerzbank eigene Probleme hinzu, weshalb sich deren Aktien am Montag mit minus 1,5 Prozent noch schwächer entwickelten als der Sektor. Das Frankfurter Institut muss für seine polnische Tochter mBank weitere millionenschwere Belastungen stemmen, die Rückstellungen steigen.

Nach den Wirren in Russland am Wochenende fielen Rüstungswerte europaweit mit deutlichen Abgaben auf. In Frankfurt sanken Rheinmetall und Hensoldt um 3,1 beziehungsweise 2,1 Prozent. Börsianer taten sich hier aber ähnlich schwer mit einer Interpretation der Kursverluste, wie die politischen Kommentatoren beim offenbar gescheiterten Putsch-Versuch durch die Söldnergruppe Wagner am Wochenende in Russland. Einige Anleger rechneten nun offenbar mit einer Entspannung, aber fundamental untermauern lasse sich das kaum, hieß es aus dem Handel.

Siemens Energy verloren weitere 3,5 Prozent, nachdem die Titel des Energietechnikkonzerns am Freitag nach zurückgezogenen Prognosen um mehr als 37 Prozent eingebrochen waren und damit einen der größten Tagesverluste im Dax erlitten hatten. Weitere Analysten äußerten sich am Montag pessimistisch. "Die Berechenbarkeit ist zu schlecht", begründete etwa Vivek Midha von der Citigroup die Rücknahme seiner Kaufempfehlung. Die Einschätzung der Lage beim Sorgenkind, der spanischen Tochter Siemens Gamesa, habe sich gegenüber seiner "Buy"-Einstufung im Mai grundlegend geändert.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0920 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs vor dem Wochenende noch etwas niedriger auf 1,0884 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 2,45 Prozent am Freitag auf 2,41 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,14 Prozent auf 125,18 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,45 Prozent auf 134,70 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx