FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Vortagesrally am deutschen Aktienmarkt haben sich die Anleger am Freitag mit weiteren Engagements zurückgehalten. Der Dax hielt sich stabil, nachdem er tags zuvor erstmals seit Mitte Juni die Hürde von 16 400 Punkte überwunden hatte. Sein Rekordhoch verfehlte er nur knapp. Die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA und der Eurozone hatte die Börsen in ganz Europa befeuert.

Zur Mittagszeit gab der deutsche Leitindex um minimale 0,03 Prozent auf 16 401,60 Punkte nach. Auf Wochensicht zeichnet sich damit ein Plus von etwas mehr als einem Prozent ab. "Der Dax versucht sich um das Niveau von 16 400 Punkten zu etablieren, doch die Argumentationsbasis für Kurse oberhalb dieser Marke wird zunehmend dünner", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Im schwachen Sommerhandel dürften die Marktteilnehmer wieder vorsichtiger werden und abwarten.

Dazu passte, dass sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Juli überraschend stark eingetrübt hat. Obendrein steckt die deutsche Wirtschaft in einer Flaute. Der erhoffte Frühjahrsaufschwung blieb aus, wie das Bruttoinlandsprodukt zum zweiten Quartal zeigte. "Mit Blick auf die Zukunft lassen die kürzlich veröffentlichten Stimmungsindikatoren nichts Gutes für die Wirtschaftsaktivität in den kommenden Monaten erwarten", schrieb etwa Volkswirt Carsten Brzeski von der ING Bank.

Der MDax mit Aktien der 50 mittelgroßer börsennotierter Unternehmen verlor am Freitagmittag 0,87 Prozent auf 28 529,01 Zähler. Der EuroStoxx 50 zeigte sich stabil mit minus 0,1 Prozent. Das Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone hatte am Donnerstag den höchsten Stand seit 2007 erreicht.

Unter den Einzelwerten im Dax richteten sich die Blicke vor allem auf Eon , den Chemieriesen BASF und die Deutsche Telekom .

Der Versorger Eon hatte am Vorabend nach einer Entspannung auf dem Energiemarkt seine Gewinnprognosen für das laufende Jahr angehoben. Die neue Prognose liege deutlich über der durchschnittlichen Analystenschätzung, schrieb etwa Jefferies-Analyst Ahmed Farman. Er schränkte allerdings ein, dass der Grund dafür vor allem temporären Faktoren geschuldet sei. Die Aktie, die zeitweise an die Index-Spitze gestiegen war, gab zuletzt um 0,7 Prozent nach.

BASF bestätigte unterdessen seine erst kürzlich gesenkten Ziele und meldete einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal. Später betonte das Management noch, dass am Börsengang oder einem Verkauf der Tochter Wintershall Dea festgehalten werde. Die Aktie drehte ins Plus und legte um 2,4 Prozent zu.

Dem Bonner Telekomkonzern galt die Aufmerksamkeit der Anleger, da T-Mobile US am Vorabend die Jahresziele höher gesteckt hatte. Allerdings enttäuschte die US-Tochter zugleich mit ihren Umsatzzahlen. Die T-Aktie pendelte zwischen moderaten Gewinnen und Verlusten und legte zuletzt um 0,2 Prozent zu.

Die Evotec-Aktie sackte indes im MDax als Schlusslicht um 4,6 Prozent ab. Der Wirkstoffforscher rechnet infolge des jüngsten Hackerangriffs mit einer deutlich schlechteren Entwicklung seiner Geschäfte. Sowohl für den Umsatz als auch für den operativen Gewinn kappte der Konzern seine Prognosen. Dennoch wurde auch Hoffnung verbreitet nach einem "starken Start mit exzellenten" Ergebnissen im ersten Quartal.

Im SDax erholte sich das Papier von Süss Microtec etwas von seinem etwas mehr als elfprozentigen Kursrutsch am späten Donnerstagnachmittag und legte um 6,8 Prozent zu. Der Chipausrüster hatte am Vortag Anleger mit einer Prognosesenkung geschockt. Die Aktie des Immobilienunternehmens Patrizia indes sackten um fast 13 Prozent ab. Die Zurückhaltung der Kunden, vor allem bei Immobilieninvestitionen, dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, hieß es zur Begründung der gesenkten Jahresziele./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx