FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag erstmals seit drei Wochen wieder die 16 000-Punkte-Hürde übersprungen. Es störte die Anleger nicht, dass eine Abschwächung der Inflation in der Eurozone ausblieb. Angetrieben von einigen Aktien mit Aufholpotenzial kam der deutsche Leitindex im europäischen Vergleich auf besonders deutliche Kursgewinne.

Am Nachmittag stand der Dax 0,76 Prozent höher bei 16 012,92 Punkten. Für den zu Ende gehenden August zeichnet sich nach dem Rekord im Juli aber immer noch ein Monatsverlust von 2,6 Prozent ab. Für den MDax ging es am Donnerstag um 1,19 Prozent hoch auf 27 848,50 Zähler. Das Eurozonen-Barometer EuroStoxx legte moderater um 0,3 Prozent zu. An den New Yorker Börsen zeichnete sich ein freundlicher Start ab.

Der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone hat sich im August mit 5,3 Prozent nicht wie erwartet abgeschwächt. Zudem war die Inflation in Frankreich etwas höher als von Experten gedacht. Damit bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren Zinserhöhungen womöglich unter Handlungsdruck. "Das Inflationsproblem hat sich für die EZB bei weitem noch nicht erledigt", sagte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Positiv erwähnt wurde aber, dass die von der EZB beachtete Kerninflation zurückging. Laut Craig Erlam vom Broker Oanda gibt dies den Währungshütern viel Diskussionsstoff. Eine weitere Zinserhöhung im September scheine ihm zwar noch wahrscheinlich, aber die Märkte tendierten in die andere Richtung. An der Börse werde nun mit einer Mehrheit damit gerechnet, dass die EZB im September auf einen weiteren Zinsschritt verzichtet.

Anleger schauen auch gespannt darauf, welche neuen Signale es für die US-Notenbank Fed geben wird. Laut dem Experten Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets richten sich die Blicke schon auf die US-Arbeitsmarktdaten, die zu Wochenschluss für ordentlich Bewegung sorgen könnten. Vielleicht erfülle sich dann auch der zweite Teil einer bekannten Börsenweisheit, wonach Anleger im Mai verkaufen und im September zurückkommen sollen.

Anleger setzten generell wieder stärker auf Werte in Deutschland, denen der Zinsanstieg in den vergangenen Monaten stark zugesetzt hatte. Sie hoffen hier auf eine wieder bessere Marktlage in Zeiten, in denen die Zinsen vielleicht bald nicht mehr steigen.

Auf Sektorebene waren Immobilienwerte gefragt, die ihre jüngste Erholung fortsetzten. Im Dax zogen die Vonovia-Aktien um 4,8 Prozent an, während die Papiere von Aroundtown ihre Erholungsrally vom Vortag im SDax fortsetzten. Mit einem Anstieg um fast sechs Prozent besserten sie ihr höchstes Niveau seit März weiter auf.

Auch die Erholung von Online-Aktien hat Schwung bekommen. Zalando schafften es mit einem Anstieg um 5,9 Prozent an die Dax-Spitze. Nachdem sich die Aktie des Online-Modehändlers in den vergangenen sechs Monaten deutlich unterdurchschnittlich entwickelt habe, biete sich Anlegern nun eine attraktive Kaufgelegenheit, schrieb der Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking.

Mit einem Kurssprung um 7,4 Prozent fielen im Online-Bereich auch die Aktien von Mister Spex auf. Der Brillenhändler überzeugte mit seinem Quartalsbericht, den Analyst Alexander Thiel von Jefferies Research als "Lebenszeichen" wertete. Das Unternehmen wachse schneller als der Markt und sei nach drei negativen Quartalen operativ wieder profitabel gewesen.

Die Aktien von SAP reagierten derweil verhalten auf starke Resultate eines US-Konkurrenten. Der Kurs der Walldorfer lag unterdurchschnittlich mit einem halben Prozent im Plus. Salesforce hatte mit seiner Prognose für das laufende Quartal die Markterwartungen übertroffen. Die Aktie der Amerikaner wurde außerbörslich 6,5 Prozent höher gehandelt.

Der Euro geriet mit zuletzt 1,0873 US-Dollar etwas unter Druck. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0886 Dollar festgesetzt.

Im Rentenhandel fiel die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Vortag auf 2,53 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,24 Prozent auf 124,33 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,51 Prozent auf 132,79 Punkte zu./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx