FRANKFURT (dpa-AFX) - Unerwartet starke Arbeitsmarktdaten aus den USA haben den Sinkflug im Dax am Donnerstagnachmittag weiter beschleunigt. Der deutsche Leitindex rutschte mit zuletzt minus 1,66 Prozent auf 15 673,70 Punkte noch noch unter sein Tief aus dem Juni. Einige Marktbeobachter hatten zuvor bei einem Fall unter diese charttechnische Unterstützung einen weiteren Kursrutsch nicht ausgeschlossen.

In den USA waren in der Privatwirtschaft laut Daten des Dienstleisters ADP im vergangenen Monat fast eine halbe Million neue Stellen geschaffen worden, Beobachter hatten nicht einmal mit der Hälfte gerechnet. Die Daten gelten als erste Orientierung vor dem offiziellen Arbeitsmarktbericht an diesem Freitag, der wiederum ein wichtiger Gradmesser für den weiteren Zinskurs der US-Notenbank ist.

Für die Fed ist der Arbeitsmarkt ein Sorgenfaktor, denn die robuste Beschäftigungslage und steigende Löhne in den Vereinigten Staaten heizen die von den US-Währungshütern bekämpfte Inflation weiter an. Die Fed hatte mit dem am Vorabend veröffentlichten Sitzungprotokoll nach der Zinspause im Juni weitere Anhebungen für 2023 signalisiert.

Dem Dax war allerdings schon in den vergangenen Tagen merklich die Luft ausgegangen. Nach einem starken ersten Halbjahr war der Leitindex bereits zur Wochenmitte wieder zurück unter die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten gerutscht. Auch das charttechnische Bild im Dax hat sich inzwischen massiv eingetrübt: Nach dem Fall unter die 21- und 50-Tage-Linien für den kurz- und mittelfristigen Trend nähert sich der Dax inzwischen auch der exponentiellen 100-Tage-Linie für den längerfristigen Trend, die derzeit bei rund 15 650 Zählern verläuft.

Der Kurssturz drücke aktuell massiv auf die Stimmung, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Per saldo haben Anleger seit zwei Monaten mit Dax-Aktien kein Geld mehr verdient. Da nehmen Frust und Enttäuschung im Moment schnell zu. Gerade im Umfeld hoher Zinsen sind ertragslose Zeiten auf der Aktienseite für viele nur schwer auszuhalten."

Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen baute seine Verluste weiter aus und sank um 1,44 Prozent auf 27 037,88 Zähler. Auf europäischer Bühne ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 2,02 Prozent auf 4262,65 Punkte bergab.

Viele Anleger nahmen am vorletzten Handelstag der Woche in dem schwachen Umfeld lieber Gewinne bei gut gelaufenen Titeln mit. So standen etwa die Anteile am Sportartikelhersteller Adidas mit fünf Prozent Abschlag unter Druck, die Titel des Konkurrenten Puma verloren fast vier Prozent.

Bei den übrigen Einzelwerten bestimmten vorwiegend Quartalsberichte das Geschehen. Der Online-Apotheke Redcare Pharmacy bescheinigten Börsianer starke Resultate und sprachen von einem weitaus höheren Umsatz als am Markt erwartet. Die in diesem Jahr bereits sehr stark gelaufenen Papiere sprangen zeitweise auf ein Hoch seit Juni 2022 und notierten zuletzt 6,7 Prozent höher.

Gerresheimer -Aktien konnten ihre anfänglichen Verluste im Verlauf abschütteln und notierten zuletzt 0,2 Prozent im Plus. Zuvor waren sie um bis zu sieben Prozent auf ein Tief seit Mai gefallen. Die erwartete Aufstockung der Jahresziele durch den Verpackungsspezialisten trotz eines besseren Quartals blieb aus, das sorgte zunächst für Enttäuschung.

In den hinteren Börsenreihen punktete Südzucker bei den Anlegern mit höheren Jahreszielen, die Aktie kletterte um mehr als sechs Prozent und war damit SDax -Sieger. Am anderen Index-Ende verloren Papiere des Linux-Spezialisten Suse knapp 14 Prozent, zuvor waren sie nach endgültigen Zahlen auf ein Rekordtief gefallen.

Das Unternehmen habe letztlich die Erkenntnisse der im Mai vorab gesendeten Gewinnwarnung bestätigt, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Die Anleger wollten jedoch mehr Klarheit über die weitere Strategie nach den jüngsten Veränderungen im Management. Im laufenden Jahr hat das Papier bereits mehr als ein Drittel an Wert verloren.

Der Euro kostete im Nachmittagshandel zuletzt 1,0874 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,0879 Dollar festgesetzt. Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,51 Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,38 Prozent auf 123,64 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,88 Prozent auf 131,46 Zähler./tav/men

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx