FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag seinen Abschwung mit Tempo fortgesetzt. Gegen Mittag stand der deutsche Leitindex mit
1,00 Prozent im Minus bei 15 777,47 Punkten, womit er sich seinem Tief aus dem Juni weiter annäherte. "Es scheint, als wäre die Luft aus dem Dax erst einmal raus", schrieb Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um
1,09 Prozent auf 27 133,50 Zähler. Auch in Europa gab es klare Verluste: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab
1,32 Prozent nach auf 4293,30 Punkte.
Nach einem starken ersten Halbjahr mit fast 15 Prozent Kursplus im Dax ist die zweite Jahreshälfte bisher gedämpft angelaufen. Drei Verlusttage infolge hatten das wichtigste deutsche Börsenbarometer bereits zur Wochenmitte wieder zurück unter die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten gebracht.
Das drücke aktuell massiv auf die Stimmung, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Per saldo haben Anleger seit zwei Monaten mit Dax-Aktien kein Geld mehr verdient. Da nehmen Frust und Enttäuschung im Moment schnell zu. Gerade im Umfeld hoher Zinsen sind ertragslose Zeiten auf der Aktienseite für viele nur schwer auszuhalten."
Technisch gesehen ist laut CMC-Experte Stanzl der nächste Orientierungspunkt für den aktuell schnell fallenden Dax die Marke von gut 15 711 Zählern. Schließt der Index darunter, wäre das ihm zufolge das Signal für eine mögliche negative Trendwende. Hält die Unterstützung erneut, könnte dies aber "die Basis für einen neuen Anstieg werden", wie der Börsenkenner erläutert.
Viele Anleger nahmen am vorletzten Handelstag der Woche in dem schwachen Umfeld lieber Gewinne bei gut gelaufenen Titeln mit. So standen etwa die Sportartikelhersteller Adidas und Puma mit Verlusten von bis zu drei Prozent unter Druck.
Bei den übrigen Einzelwerten bestimmten vorwiegend Quartalsberichte das Geschehen. Redcare Pharmacy bescheinigten Börsianer starke Resultate und sprechen von einem weitaus höheren Umsatz als am Markt erwartet. Die Papiere sprangen zeitweise auf ein Hoch seit Juni 2022 und knackten mit zuletzt noch knapp 5 Prozent Plus zudem aus Sicht von Börsenfachleuten einen wichtigen Chartwiderstand. Das Papier hat als größter MDax -Gewinner seit dem Jahreswechsel mehr als 130 Prozent zugelegt.
Gerresheimer -Aktien konnten ihre anfänglichen Verluste im Verlauf abschütteln und notierten zuletzt 0,9 Prozent im Plus. Zuvor waren sie um bis zu sieben Prozent auf ein Tief seit Mai gefallen. Die erwartete Aufstockung der Jahresziele durch den Verpackungsspezialisten trotz eines besseren Quartals blieb aus, das sorgte zunächst für Enttäuschung.
Südzucker punkteten nach dem Quartalsbericht bei den Anlegern mit höheren Jahreszielen, die Aktie kletterte um vier Prozent.
Bis zu 18 Prozent Abschlag mussten dagegen die Papiere des Linux-Spezialisten Suse einstecken - sie fielen nach endgültigen Zahlen auf ein Rekordtief. Das Unternehmen habe letztlich die Erkenntnisse der im Mai vorab gesendeten Gewinnwarnung bestätigt, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Die Anleger wollten jedoch mehr Klarheit über die weitere Strategie nach den jüngsten Veränderungen im Management. Im laufenden Jahr hat das Papier bereits mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt.
Auch Papiere des Baustoffherstellers Heidelberg Materials und des auf Bausoftware spezialisierten Anbieters Nemetschek büßten überdurchschnittlich ein mit minus 2,1 beziehungsweise 3,8 Prozent Abschlag. Analysten äußerten sich besorgt zum Abschwung in der Baubranche, beide Papiere wurden abgestuft./tav/men
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx