FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax bewegt sich derzeit nur wenig. Nachdem der deutsche Leitindex angesichts der bevorstehenden Notenbank-Entscheidungen bereits am Ende der vergangenen Woche kaum vom Fleck gekommen ist, setzte sich dies am Montag und nun auch am Dienstag fort. Zu groß ist die Sorge der Anleger, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Das noch etwas schwächer als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, änderte daran ebenfalls nicht viel. Und auch nicht die Berichtssaison, die hierzulande Positives und Negatives bereithält.

Zur Mittagszeit legte das deutsche Börsenbarometer um 0,21 Prozent auf 16 225,18 Punkte zu. Der MDax mit den 50 Aktien mittelgroßer börsennotierter Unternehmen gewann 0,18 Prozent auf 28 249,97 Zähler. Der EuroStoxx 50 , das Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone, stieg um 0,33 Prozent.

Laut den Ifo-Daten trübten sich die konjunkturellen Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiter ein. Vor allem die gegenwärtige Lage wird kritischer als bislang gesehen. "Nach dem dritten Rückgang in Folge weist das Ifo-Geschäftsklima ebenso klar nach unten wie die anderen Frühindikatoren", konstatierte etwa Volkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank.

Ihm zufolge deutet der breite Rückgang der Frühindikatoren auf ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte hin. Da es auch im restlichen Euroraum Rezessionssignale gebe, dürfte dies laut Krämer die Position derjenigen im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) stärken, die gegen weitere Zinserhöhungen nach der EZB-Sitzung am Donnerstag seien. Bereits am Montag hatte eine ähnliche Umfrage von S&P Global in dieselbe Richtung wie der Ifo-Index gedeutet.

Bereits am Mittwoch wird die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Im Blick der Anleger steht bei beiden Banken vor allem, wie es anschließend weitergeht, denn ein Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkte gilt für beide Zentralbanken im Juli als ausgemachte Sache.

Unter den Einzelwerten im Dax standen vor allem Adidas und Bayer nach überraschend vorgelegten Quartalszahlen und Prognoseanpassungen im Fokus. Der Sportartikelhersteller Adidas wurde etwas optimistischer für das Gesamtjahr. Zudem stufte Exane BNP Paribas die Aktie von "Neutral" auf "Outperform" hoch und hob das Kursziel auf 210 Euro an, was zusätzlich Auftrieb gab. Das Papier gewann als Favorit 6,4 Prozent und ist auch im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von 45 Prozent Spitzenwert im Leitindex.

Analystin Aneesha Sherman von Bernstein Research kommentierte: Die Eckzahlen des zweiten Quartals lägen aufgrund des starken Verkaufs eines Teils der restlichen Yeezy-Produkte beträchtlich über den Konsensschätzungen. Analyst Warwick Okines von der französischen Investmentbank Exane BNP schrieb zudem in einer Studie nach einer Auswertung von Social-Media-Daten, App-Nutzungen und Suchabfragen im Internet: Die Marke Adidas nehme wieder Fahrt auf.

Negativ überraschte indes der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer , der sein Gewinnziel wegen des Preisverfalls des Herbizids Glyphosat senkte. "Die Gewinnwarnung war ein offenes Geheimnis, aber nicht in diesem Ausmaß", sagte ein Börsianer. Gehofft wird jetzt aber, dass Vorstandschef Bill Anderson reinen Tisch gemacht hat. Obendrein sind die schwachen Zahlen Wasser auf die Mühlen einiger Investoren, die eine Aufspaltung des Konzerns befürworten, da sie die Einzelteile für wertvoller halten als das Ganze. Bernstein-Analyst Gunther Zechmann etwa sieht inzwischen eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für Veränderungen. Die Aktie, die am Morgen noch Schlusslicht im Dax war, drehte ins Plus und legte zuletzt um 1,5 Prozent zu.

Flatexdegiro gaben nach schwachen Quartalszahlen dagegen am Ende des SDax um 6,6 Prozent nach. Zudem wurde mitgeteilt, dass der stellvertretende Vorstandschef Muhamad Chahrour den Online-Broker Ende des Jahres auf eigenen Wunsch verlassen wird.

Die Amadeus-Fire-Papier folgten mit minus 3,7 Prozent. Der Personaldienstleister hatte ebenfalls seinen Quartalsbericht vorgelegt. Dabei wurde Prognose für den Jahresgewinn bestätigt, was ein Händler allerdings als "anspruchsvolles Ziel" bezeichnete./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx