FRANKFURT (dpa-AFX) - Anleger sind bei deutschen Aktien am Mittwoch nach zwei deutlichen Gewinntagen wieder vorsichtiger geworden. Inflationsdaten aus Deutschland ließen keine eindeutigen Schlüsse zu, was die geldpolitische Perspektive in der Eurozone betrifft. Der Leitindex Dax stand am Nachmittag bei 15 918,15 Punkten. Im Vortagsvergleich bedeutete dies ein kleines Minus von 0,08 Prozent. Die August-Bilanz bleibt mit einem Minus von mehr als drei Prozent ziemlich negativ.

Auch Signale vom US-Arbeitsmarkt - die Privatwirtschaft hatte dort im August weniger Stellen geschaffen als erwartet - brachten zunächst nicht die notwendigen Impulse, um dem Leitindex eine weitere Annäherung an die Marke von 16 000 Punkten zu ermöglichen.

Für den MDax der mittelgroßen Titel ging es zur Wochenmitte um 0,27 Prozent nach unten auf 27 589,61 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stand nahe an seinem Vortagsniveau, während sich in New York ein zumindest solider Start abzeichnete.

Nachdem am Vortag wieder vermehrt über eine Zinspause der US-Notenbank Fed spekuliert wurde, gab es am Mittwoch aus der Eurozone keine Signale für nachlassenden Zinsdruck. Vorläufige Daten zeigten, dass sich die Teuerung in Deutschland im August zwar erneut etwas abgeschwächt hat. Sie lag mit 6,1 Prozent aber leicht über den Erwartungen. Unter Ökonomen löste dies eine Debatte über den Druck aus, unter dem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Geldpolitik steht.

"Im Hinblick auf die EZB werden die Zinserwartungen mit den deutschen Zahlen wohl weder deutlich angeheizt noch reduziert", sagte der Helaba-Experte Ralf Umlauf. Da die Inflation im Vergleich zum Vormonat stieg, ging der Rückgang im Jahresvergleich laut dem ING-Bank-Experten Carsten Brzeski vor allem auf hohe Vergleichszahlen zurück. Die Inflation sei einem statistischen Rauschen ausgesetzt, das es der EZB erschwere, diese auszuwerten.

Auf Unternehmensseite beschäftigten am Mittwoch nochmals einige Zahlenvorlagen die Anleger, darunter befanden sich mit Delivery Hero und Aroundtown zwei bekannte Werte aus der Dax-Indexfamilie.

Für den Kurs von Delivery Hero ging es deutlich um neun Prozent bergab auf das niedrigste Niveau seit Ende April. Der Essenslieferdienst halbierte im ersten Halbjahr zwar seinen Verlust, blieb aber hinter den Marktschätzungen zurück. Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC verwies auf eine etwas unter den Erwartungen liegende Bruttomarge. Während das Unternehmen den Fokus auf die Kosten lege, schrieb die Expertin von einem "unsicheren Ausblick für das Wachstum".

Umgekehrt legten die Aroundtown-Aktien um neun Prozent zu. Hier zeigten sich die Anleger nicht überrascht von einem Milliardenverlust, der mit einer Abwertung des Portfolios in Zusammenhang stand. Anleger begrüßten es, dass der Immobilienkonzern etwas optimistischer für das diesjährige operative Ergebnis (FFO I) wurde. Die Erholung der Aktien vom Rekordtief im Juli, die zuletzt auf wackeligen Füßen stand, erhielt einen neuen, kräftigen Schub.

Negativ fielen die Aktien von Energiekonzernen und ihrer Ausrüster auf. Die Aktien von RWE , Siemens Energy oder Nordex verbuchten Abschläge zwischen 1,8 und 3,8 Prozent wegen schlechter Branchennachrichten. Der Windenergiekonzern Orsted erschreckte seine Anleger mit der Aussicht auf mögliche milliardenschwere Wertberichtigungen auf das US-Portfolio.

Ansonsten stand eine Studie der Societe Generale zu Fraport im Fokus: Eine Kaufempfehlung der Franzosen hievte den Kurs des Flughafenbetreibers mit 2,5 Prozent ins Plus. Zeitweise standen die Aktien über der 50-Euro-Marke, wo sie das höchste Niveau seit fast drei Wochen erreichten.

Der Euro wurde höher zu 1,0920 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0803 US-Dollar festgesetzt.

Im Rentenhandel stieg die Umlaufrendite von 2,58 Prozent am Vortag auf 2,59 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 124,04 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,15 Prozent auf 132,31 Punkte nach./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx