FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger sind am Mittwoch bei deutschen Aktien nach zwei Tagen mit deutlichen Gewinnen wieder in die Defensive gegangen. Daten aus einzelnen Bundesländern deuten auf ein Anziehen der Inflation in Deutschland am Nachmittag hin. Da die Märkte derzeit sensibel auf solche Signale reagieren, verlor der Leitindex Dax zur Mittagszeit 0,66 Prozent auf 15 826,40 Punkte.

Eine weitere Annäherung an die Marke von 16 000 Punkten blieb damit aus. Laut dem Marktexperten Andreas Lipkow ist der Dax erneut am oberen Band seiner Konsolidierungszone zwischen 15 750 und 15 950 Punkten angekommen. Kurz vor Monatsende bleibt die August-Bilanz mit einem Minus von fast vier Prozent ziemlich negativ.

Für den MDax der mittelgroßen Titel ging es zur Wochenmitte um 0,75 Prozent nach unten auf 27 456,50 Zähler. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx rutschte mit 0,7 Prozent ins Minus. Für die am Vortag noch erstarkten US-Börsen zeichnet sich auch ein etwas schwächerer Start ab.

Nachdem unerwartet schwache Konjunkturdaten aus den USA am Vortag die Hoffnungen auf eine Zinspause der US-Notenbank Fed aufleben ließen, gab es aus der Eurozone keine Signale für nachlassenden Zinsdruck. Unter anderem ist die Teuerung in Nordrhein-Westfalen, dem einwohnerstärksten deutschen Bundesland, im August leicht gestiegen. Verbraucher mussten dort für ihren durchschnittlichen Konsum 5,9 Prozent mehr ausgeben als ein Jahr zuvor.

Die ING Bank hält eine "weitere Welle der globalen Inflation für unvermeidbar". Laut den Experten der niederländischen Bank ist es unwahrscheinlich, dass die Zinssätze in absehbarer Zeit auf die Tiefststände vor Corona zurückkehren werden. Es bleibe auch nicht realistisch, dass Lockerungen eingesetzt werden können, um die Konjunktur zu fördern.

Auf Unternehmensseite beschäftigten am Mittwoch nochmals einige Zahlenvorlagen die Anleger, darunter befanden sich mit Delivery Hero und Aroundtown zwei bekannte Werte aus der Dax-Indexfamilie.

Für den Kurs von Delivery Hero ging es deutlich um 5,9 Prozent bergab. Der Essenslieferdienst halbierte im ersten Halbjahr zwar seinen Verlust, blieb aber hinter den Marktschätzungen zurück. Analystin Wassachon Udomsilpa von der kanadischen Bank RBC verwies auf eine etwas unter den Erwartungen liegende Bruttomarge. Während das Unternehmen den Fokus auf die Kosten lege, schrieb die Expertin von einem "unsicheren Ausblick für das Wachstum".

Bei Aroundtown zeigten sich die Anleger nicht überrascht von einem Milliardenverlust, der mit einer Abwertung des Portfolios in Zusammenhang stand. Anleger begrüßten es, dass der Immobilienkonzern etwas optimistischer für das diesjährige operative Ergebnis (FFO I) wurde. Die Erholung der Aktien vom Rekordtief im Juli, die zuletzt auf wackeligen Füßen stand, erhielt mit einem Anstieg um 6,2 Prozent einen neuen, kräftigen Schub.

Negativ fielen die Aktien von Energiekonzernen und ihrer Ausrüster auf. Die Aktien von RWE , Eon , Siemens Energy oder Nordex verbuchten Abschläge zwischen 1,1 und 4,2 Prozent wegen schlechter Branchennachrichten. Der Windenergiekonzern Orsted erschreckte seine Anleger mit der Aussicht auf mögliche milliardenschwere Wertberichtigungen auf das US-Portfolio.

Ansonsten stand eine Studie der Societe Generale zu Fraport im Fokus: Eine Kaufempfehlung der Franzosen hievte den Kurs des Flughafenbetreibers mit 1,4 Prozent ins Plus. Zeitweise standen die Aktien über der 50-Euro-Marke, wo sie das höchste Niveau seit fast drei Wochen erreichten./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx