FRANKFURT (dpa-AFX) - Gesenkte Jahresziele durch BMW und ein überraschend starker Produktionseinbruch in der Industrie haben am Mittwoch die Aktien der deutschen Autohersteller stark belastet. Denn dass eine mögliche Rezession in diesem Jahr vor allem durch die größte Industriebranche Deutschlands, die Autobranche, ausgelöst werden könnte, verschreckte die Anleger zusätzlich.
BMW
Für VW
Nachdem BMW seine zentrale Profitabilitätskennziffer, die operative Ergebnismarge (Ebit) im Autogeschäft, vor allem wegen des hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Chinageschäfts senkte, drehen sich die Sorgen besonders um den wichtigsten Absatzmarkt in Asien. Die Frage sei hier, ob sich inzwischen Verbesserungen abzeichneten oder der chinesische Markt weiter schwach bleibe, sagte ein Händler.
Analyst Patrick Hummel von der UBS verwies hinsichtlich der Probleme in China darauf, dass diese keinen "einmaligen Charakter" hätten. Vielmehr nehme BMW derzeit Anpassungen an seinem dortigen lokalen Händlernetz vor und gehe davon aus, diese bis Ende des ersten Halbjahres 2026 abgeschlossen zu haben. Das sollte dann zu einer Stabilisierung der Preise beitragen. "Der Markt dürfte diesbezüglich jedoch vorsichtig bleiben, und die Absatzmengen könnten unter Druck bleiben."
Hummel rechnet damit, dass die durchschnittliche Markterwartung für das operative Ergebnis im Autogeschäft jetzt um bis zu 15 Prozent sinken könnte. 2026 würde das "zu einer Automobil-Ebit-Marge im Bereich von 5 bis 5,5 Prozent führen, bei einem geringeren Umsatz".
Als insgesamt zwar enttäuschend, aber nicht allzu besorgniserregend wurde am Markt der starke Rückgang des freien Barmittelzuflusses (Free Cashflow) gewertet. Dass hier das Ziel per Ende 2025 um die Hälfte gesenkt wurde, sei nicht so dramatisch, wie es klinge, da sich die umfangreichen Zollrückerstattungen nur verschoben hätten, erklärte Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. BMW erwarte diese nun für 2026 statt für 2025.
Warburg-Experte Marc-Rene Tonn wies darauf hin, dass die Münchner trotz des schwächeren Free-Cashflow-Ausblicks an ihrer Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent festhielten. Angesichts der laufenden Strategie von BMW in Sachen Technologieneutralität als Alternative zur strikten Fokussierung auf die E-Mobilität, der Umstrukturierung des Händlernetzes hin zu einem Agenturmodell und der Einführung der "Neuen Klasse" bei E-Autos erwartet er daher für die kommenden Jahre eine Gewinnerholung.
Ähnlich optimistisch bleiben trotz der Gewinnwarnung auch JPMorgan, UBS oder Jefferies. Hummel etwa verwies auf den Investitionszyklus von BMW, der sich im neuen Jahr positiv auf die Margen und Barmittel auswirken sollte. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi rechnet damit, dass BMW bereits zwischen dem vierten Quartal und ersten Halbjahr 2026 in der Lage sein sollte, "Gewinne und Barmittel zurückzuholen". Das Vertrauen der Anleger werde zudem gestärkt, da BMW sein Aktienrückkaufprogramm 2025 beibehalte, ebenso wie seine Dividenden-Ausschüttungsquote, schrieb er./ck/men/stk
Quelle: dpa-Afx