NEW YORK (dpa-AFX) - Die milliardenschwere Übernahme von Constellation Pharma durch Morphosys samt dem dazugehörigen Finanzierungsdeal mit Royalty Pharma hat die US-Bank JPMorgan vorsichtiger werden lassen. Analyst James Gordon sieht nun Risiken, weshalb er die Kursentwicklung der Aktie des Antikörper-Spezialisten weniger optimistisch einschätzt als bisher.

In einer am Freitag vorliegenden Studie strich er seine Kaufempfehlung für die Morphosys-Aktie und bewertet sie ab sofort mit "Neutral". Das Kursziel senkte er zugleich von 105 auf 80 Euro. Allerdings sieht er damit immer noch ein Potenzial von 18,5 Prozent.

Als der Deal Anfang des Monats bekannt gegeben wurde, war das Morphosys-Papier zeitweise um fast 17 Prozent auf 60,30 Euro gesackt - und damit auf den tiefsten Stand seit September 2017. Seither kämpft es um den charttechnischen Widerstand bei etwas mehr als 69 Euro. Hier verläuft die gleitende 21-Tage-Linie, die den kurzfristigen Trend der Aktie signalisiert.

JPMorgan-Experte Gordon aktualisierte nun sein Bewertungsmodell für Morphosys. Dabei bezog er unter anderem die an Royalty Pharma abgetretenen Lizenzgebühren auf bestimmte Medikamente ein sowie die Betriebskosten für den zugekauften Epigenetik-Spezialisten Constellation.

Zudem unterstellt er in diesen Berechnungen lediglich eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass Constellations am weitesten fortgeschrittener Produktkandidat Pelabresib gegen Myelofibrose, einer seltenen Form von Knochenmarkkrebs, die aktuell laufende Studie der Phase III Ende 2022 erfolgreich abschließen werde. Im Falle einer Zulassung traut der Experte dem Medikament allerdings einen Spitzenumsatz von 1,7 Milliarden Dollar - rund 1,4 Milliarden Euro - jährlich zu.

Das Kursziel von Morphosys, das sich aus der Summe der auf die Gegenwart abgezinsten zukünftigen Cashflows ergibt, falle damit von 105 auf 90 Euro, schrieb Gordon. Zugleich habe er aber noch eine "NPV-Empfindlichkeit" in sein Modell eingearbeitet, und kalkuliere mit einem rund 60-prozentigen Hochspringen des Net Present Value (NPV) im Fall positiver Pelabresib-Studiendaten sowie einem etwa 50-prozentigem Absacken im Fall des Scheiterns.

Da es allerdings in den kommenden eineinhalb Jahren keine tragfähige Klarheit über Erfolg oder Misserfolg von Pelabresib geben dürfte und zudem die Markteinführung des von Morphosys entwickelten Blutkrebsmittels Monjuvi in den USA kurzfristig weiter schleppend verlaufen sollte, setzte der JPMorgan-Experte das bis Juni 2022 laufende Kursziel für die Morphosys-Aktie auf 80 Euro fest.

Seine Schätzung für den Jahresverlust 2021 je Aktie im Kerngeschäft des MDax-Unternehmens hob Gordon um 30 Prozent auf 6,18 Euro an und für 2022 sogar um 190 Prozent auf 7,53 Euro. Erst für 2024 rechnet der Analyst dann mit einem positiven Ergebnis je Aktie (EPS) von 1,23 Euro, nachdem er zuvor allerdings 9,69 Euro je Aktie veranschlagt hatte.

Gemäß der Einstufung "Neutral" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten im Gleichklang mit dem jeweiligen Sektor entwickeln wird./ck/tav/fba

Analysierendes Institut JPMorgan.

Veröffentlichung der Original-Studie: 10.06.2021 / 22:50 / BST Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 11.06.2021 / 00:15 / BST

Quelle: dpa-Afx