CUPERTINO (dpa-AFX) - Dass die Geschäfte von Apple
DAS IST LOS BEI APPLE:
Apple ist im vergangenen Quartal vom globalen Chipmangel eingeholt worden. Trotz deutlicher Zuwächse verfehlte der iPhone-Konzern die noch optimistischeren Prognosen von Experten. Die Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion hätten den Umsatz um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, sagte Konzernchef Tim Cook. Im laufenden Vierteljahr soll der negative Effekt bei Apple noch stärker ausfallen.
Die Bauteile-Knappheit wird nach Einschätzung von Marktforschern noch mindestens zwei Quartale lang spürbar sein und die weltweiten Smartphone-Verkäufe erheblich belasten. Die Verkäufe von Apples iPhone stiegen zwar im dritten Quartal, Branchenexperte Anshul Gupta von der Analysefirma Gartner glaubt jedoch, dass sich im laufenden Quartal zumindest ein Teil der iPhone-Verkäufe wegen der anhaltenden Chipknappheit ins kommende Jahr verschieben wird. Dies ist umso dramatischer, weil das vierte Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft traditionell das lukrativste für Apple ist.
Eine neue Entwicklung bahnt sich unterdessen im Ersatzteilgeschäft des Tech-Giganten an: Apple wird künftig den Zugang zu Original-Ersatzteilen nicht mehr so stark begrenzen wie bisher. Der Konzern kündigte für 2022 ein Programm zur Self-Service-Reparatur an. Damit können im ersten Schritt Besitzer eines iPhone 12 und iPhone 13 die wichtigsten Ersatzteile - nämlich Akku, Bildschirm und Kameramodul - direkt von Apple beziehen und auf eigene Faust austauschen.
Zuvor hatten nur die rund 5000 autorisierten Service-Provider und 2800 unabhängige Reparaturanbieter Zugriff auf Original-Teile. Das Programm soll später auch für Mac-Computer mit einem M1 Chip verfügbar sein. Apple reagiert damit nicht nur auf Kundenwünsche und Forderungen von Verbraucherschützern, sondern vor allem auf kartellrechtliche Vorbehalte aus der Politik.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Apple-Aktie hat sich nach einer Kursdelle im September und Oktober zuletzt wieder berappelt und scheint die zuvor immer wieder nur kurz übertroffene Marke von 150 US-Dollar diesmal nachhaltig hinter sich gelassen zu haben. Die Kursrally erfolgte im Gleichklang mit der allgemeinen Erholung der Technologiewerte an der US-Börse Nasdaq.
In den vergangenen Handelstagen erklommen die Anteilscheine weitere Höchststände und erreichten vergangenen Montag mit 165,70 Dollar das vorerst letzte Rekordhoch. Seit dem Corona-Crash im März 2020 hat sich der Kurs damit nahezu verdreifacht.
Für das laufende Jahr sieht die Kursbilanz mit einem Plus von 22 Prozent zwar nicht schlecht aus, wenn man berücksichtigt, dass der US-Leitindex Dow Jones Industrial
Aufgrund des starken Kursauftriebs hat Microsoft vor wenigen Wochen Apple den Rang als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelaufen. Dank der jüngsten Kursrally hat der jahrelange Platzhirsch Apple aber seine Spitzenposition mittlerweile wieder zurückerobert. Apple wird derzeit an der Börse mit 2,66 Billionen Dollar bewertet, Microsoft kommt auf 2,54 Billionen Dollar.
Wie nachhaltig der Erfolg der bereits seit 1980 an der Börse gelisteten Apple-Aktie ist, zeigt ein Blick auf die mittel- und langfristige Entwicklung. In den vergangenen fünf Jahren haben Aktionäre, die seitdem die Papiere gehalten haben, ihr Investment praktisch versechsfacht.
Seit dem Sommer 2001 beläuft sich das Kursplus auf rund 50 000 Prozent - wer damals 1000 Dollar in Apple investiert hatte, hat heute rund eine halbe Million Dollar. Wer beim Börsengang mit 1000 Dollar eingestiegen ist und seitdem nicht verkauft hat, hat Apple-Aktien für mehr als eine Million Dollar im Depot.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die Experten blicken weiterhin vorsichtig optimistisch auf Apple. Von den sieben seit Oktober von dpa-AFX erfassten Analysten empfehlen drei die Aktie zum Kauf und vier zum Halten. Mit einem Kursziel von 180 US-Dollar ist Samik Chatterjee von JPMorgan am optimistischsten. Derzeit notiert die Apple-Aktie bei rund 161 Dollar und damit fast beim durchschnittlichen Kursziel von knapp 160 Dollar der von dpa-AFX erfassten Experten.
Analyst Rod Hall von der US-Investmentbank Goldman Sachs beurteilte aktuelle Daten zu den Vorlaufzeiten für Bestellungen von Apple-Produkten positiv. Die Lieferzeit für iPhone-13-Pro-Modelle in China und den USA hätten sich verkürzt. Zudem müssten Kunden in Großbritannien als auch europaweit nicht mehr so lange auf 16-Zoll-MacBooks warten. Auch sein Kollege David Vogt von der schweizerischen Großbank UBS sprach davon, dass sich die Lieferengpässe abschwächten.
Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank sieht aufgrund des Chipmangels kurzfristig weiterhin Belastungen für das Wachstum im Produktbereich von Apple, dessen Portfolio sich jedoch einer ungebrochen hohen Nachfrage erfreue. Stärkster Wachstumsmotor bleibe zunächst das Service-Geschäft.
Mit Blick auf die Quartalszahlen zeigten sich die Analysten mehr oder weniger zufrieden. Tim Long von der britischen Barclays Bank attestierte dem iPhone-Hersteller ein durchwachsen ausgefallenes Quartal. Die Lieferkettenprobleme hätten erwartungsgemäß den Umsatz beeinträchtigt. Dieser Effekt sollte sich im Weihnachtsquartal noch verstärken. Samik Chatterjee von JPMorgan betonte, dass die Lieferprobleme nichts an der hohen Nachfrage nach dem iPhone änderten - und blieb bei seiner optimistischen Haltung./edh/ngu/he
Quelle: dpa-Afx