Apple könnte das KI-Start-up Perplexity kaufen. Warum der Deal Apples Ökosystem und die Aktie beflügeln könnte.

Wie der gut unterrichtete Techjournalist Mark Gurman von Bloomberg am Wochenende berichtete, hat Apple Gespräche mit dem KI-Startup Perplexity geführt. Ob es sich um eine Partnerschaft oder eine Übernahme handelt, bleibt unklar, doch allein die Nachricht hat in der Techbranche schnell für Aufmerksamkeit gesorgt.

Perplexity ist ein nicht mal drei Jahre altes US-Unternehmen mit einer KI-gestützten Suchmaschine, das in der jüngsten Finanzierungsrunde bereits eine Bewertung von über 14 Milliarden Dollar erreicht hat; Jeff Bezos, Nvidia und Softbank zählen zu den frühen Investoren. Für Apple könnte eine Akquisition ein gezielter Schritt sein, um im KI-Wettbewerb an Boden zu gewinnen – ein Bereich, in dem der Konzern spürbar zurückgefallen ist.

Apples Akquisitionsstrategie: Präzision statt Größe

Apple ist bekannt für seine zurückhaltende Akquisitionspolitik. Im Gegensatz zu Microsofts 69-Milliarden-Dollar-Übernahme von Activision Blizzard oder Metas 19-Milliarden-Dollar-Übernahme von WhatsApp setzt Cupertino auf kleinere, fokussierte Übernahmen. Die größte war 2014 der Kauf von Beats für drei Milliarden Dollar; insgesamt gab es in der Unternehmensgeschichte nur drei Deals im Milliardenbereich.

Perplexity würde in dieses Muster zumindest in seiner Spezialsierung passen: Ein KI-Start-up, das präzise, kontextbezogene Suchergebnisse liefert und damit ein potenzieller Konkurrent zu Googles Suchmaschine, vor allem aber ein Statement gegenüber den Ambitionen von OpenAI, Grok (xAI), Claude (Antropic) oder MetaAI bzw. Googles Gemini. wäre.

Zwar würde die Übernahme die bisherigen Akquisitionen wohl zumindest um den Faktor 5 sprengen, doch für Apple, dessen Liquidität bei über 150 Milliarden Dollar liegt, wäre der Deal auch im zweistelligen Milliardenbereich entsprechend unproblematisch.

Perplexity: Ein Turbo für Apples KI-Ambitionen?

Tatsächlich muss Apple etwas tun, wie Gurman und auch der Techjournalist Alex Kantrowitz herausarbeiten. Im Rennen um generative KI wirkt Apple zunehmend wie ein Nachzügler. Während OpenAI mit ChatGPT und Google mit Gemini die Schlagzeilen dominieren, bleibt Apples Siri hinter den Erwartungen zurück. Die neuronalen Engines in den M-Chips zeigen zwar Fortschritte, doch im Bereich der generativen KI fehlt Apple noch der große Wurf. Perplexity könnte hier Abhilfe schaffen. 

Die KI-gestützte Suchmaschine des Startups liefert präzise Antworten, die über traditionelle Suchergebnisse hinausgehen. Eine Integration in iOS, macOS oder Apple Vision Pro könnte Siri auf ein neues Niveau heben und Apples Ökosystem stärken. Nutzer, die direkt auf ihrem iPhone oder Mac präzise, kontextbezogene Antworten erhalten, wären noch enger an Apples Plattform gebunden – ein strategischer Vorteil in einem Markt, in dem Loyalität entscheidend ist.

Finanzielle und strategische Implikationen

Apple steht unterdessen unter Druck, im KI-Bereich zu liefern, denn der Wall Street ist der ungewohnte Rückstand des Kultkonzerns aus Cupertino längst aufgefallen. 2025 hat sich die Aktie des Apfel-Konzerns mit einem Minus von 20 Prozent unter den „Magnificent Seven“ am schwächsten entwickelt. 

Während Nvidia, Meta und Microsoft durch KI-getriebene Rallyes glänzen, stagniert Apples Aktienkurs seit über einem Jahr. Analysten wie Dan Ives von Wedbush Securities weisen darauf hin, dass Investoren klare Signale für Apples KI-Strategie fordern. Ein Perplexity-Deal könnte ein solches Signal sein, ohne die Risiken einer Mega-Übernahme.

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Risiken und Hürden

Dennoch gibt es Herausforderungen. Apples Kultur der Präzision und Geheimhaltung könnte mit der agilen, oft chaotischen Arbeitsweise eines Startups wie Perplexity kollidieren. Die Technologie des Unternehmens ist vielversprechend, aber noch nicht auf Apples globaler Skala erprobt. Eine fehlerhafte Integration – wie es bei früheren Akquisitionen wie Siri oder Beats teilweise der Fall war – könnte teuer werden. Zudem stehen Tech-Übernahmen unter strenger regulatorischer Beobachtung. In den USA und Europa könnten Behörden einen Perplexity-Deal als Versuch werten, den Wettbewerb im Suchmarkt zu beeinträchtigen, insbesondere da Google bereits im Fokus der Kartellbehörden steht.

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die KI-Entwicklung selbst. Perplexitys Technologie könnte Apple zwar aktuell helfen, Googles Suchmonopol herauszufordern, doch die Weiterentwicklung und nahtlose Integration ist kein Selbstläufer. Google hat Jahrzehnte in seine Infrastruktur investiert, und Nutzergewohnheiten ändern sich langsam. Apple müsste Perplexitys KI nicht nur integrieren, sondern auch eine nahtlose Nutzererfahrung schaffen, die mit Googles Präzision mithalten kann. Das erfordert Zeit und Ressourcen, während sich die gängigen GenKI-Modelle inzwischen fast im Wochenrhythmus weiterentwickeln. Zudem würde sich Apple mit dem Verzicht auf Google in der Suche um zweistellige Milliardenerlöse bringen.

Die schwache Aktienperformance 2025 zeigt, dass Investoren von Apple eine Lösung des KI-Problems erwarten. Ein Perplexity-Deal würde Apples Ambitionen im KI-Bereich unterstreichen, ohne die Risiken einer Mega-Übernahme einzugehen. Doch die Hürden – von kulturellen Differenzen bis zu regulatorischen Risiken – sind nicht zu vernachlässigen. Ob Apple mit Perplexity den entscheidenden Schritt ins KI-Zeitalter machen könnte, erscheint vollkommen offen. Wie immer schweigt Cupertino, doch im KI-Wettlauf steht Apple zusehends unter Zugzwang.

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Apple (WKN: 865985)

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