OLDENBURG (dpa-AFX) - Nach der überraschenden Abberufung von Cewe -Chef Christian Friege hat das einflussreiche Stiftungskuratorium des Fotodienstleisters den scheidenden Vorstandsvorsitzenden deutlich kritisiert. Es warf ihm Versäumnisse bei der Frauenförderung vor. Trotz der "durchaus akzeptablen bis guten Arbeit Frieges" hätten sich beim Kuratorium "seit längerer Zeit Bedenken gegen Frieges Leistungen und gegen sein Verhalten herausgebildet", teilte das Kuratorium der Neumüller Cewe Color Stiftung am Freitag in Oldenburg mit. Zwei Drittel der Kuratoriumsmitglieder seien überzeugt, dass Friege nicht mehr das nötige uneingeschränkte Vertrauen für eine Vertragsverlängerung habe - aus persönlichen wie aus inhaltlichen Gründen.

Dass Friege "das gesellschaftlich und cewe-intern bedeutende Thema Frauen im Vorstand und weiteren leitenden Funktionen nicht erkannt und implementiert" habe, sei nach Überzeugung des Kuratoriumsvorsitzenden Rolf Hollander ein unentschuldbares Versäumnis. Friege habe die Notwendigkeit der Förderung der Diversität im Unternehmen sowie den Prozess der Berufung einer Frau als Vorständin Personal und Organisationsentwicklung durch das Kuratorium nicht forciert, sondern stark behindert. Auch habe er eine von Cewe-Mitarbeiterinnen getriebene Initiative der Frauenförderung innerhalb des Unternehmens nicht unterstützt.

Hollander hatte am 17. März mitgeteilt, der Vertrag mit Friege werde wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Unternehmensführung nicht über den 31. Dezember 2022 hinaus verlängert. Als persönlich haftende Gesellschafterin führt die Neumüller Cewe Color Stiftung die Geschäfte der börsennotierten Cewe Stiftung & Co KGaA. In der komplizierten Führungsstruktur der Cewe Stiftung & Co KGaA sind Vorstandspersonalien Sache des Stiftungskuratoriums. Die Entscheidung zur Trennung von Friege fiel nicht einstimmig. Sie habe "intern und extern zu einer Reihe von Fragen geführt", hieß es in der aktuellen Mitteilung des Kuratoriums./sl/DP/he

Quelle: dpa-Afx