BERLIN (dpa-AFX) - In der Metall- und Elektroindustrie im Osten müssen immer weniger Beschäftigte mehr arbeiten als im Westen. Nach dem Tarifabschluss vom Sommer nutzen die Betriebe nach und nach die neue Möglichkeit, in die 35-Stunden-Woche einzusteigen, wie die IG-Metall-Bezirksleiterin für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Birgit Dietze, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sie erwartet, dass Ende 2022 rund 80 Prozent der Mitglieder von einer entsprechenden betrieblichen Regelung profitieren. Bislang seien es gut 60 Prozent.
Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten im Sommer eine Öffnungsklausel für die Flächentarifverträge in Berlin-Brandenburg und Sachsen vereinbart. Betriebe können vereinbaren, die Arbeitszeit schrittweise auf 35 Stunden zu verkürzen. Bislang sehen die Flächentarifverträge im Osten im Vergleich zur 35-Stunden-Woche im Westen noch eine um drei Stunden längere Regelarbeitszeit vor.
"Der Anstoß ist auf fruchtbaren Boden gefallen", sagte Dietze. Sie sprach von einer Nutzungswelle. Entsprechende Lösungen gebe es beispielsweisee bei den Autobauern VW
"Der überwiegende Teil der Abschlüsse ist so vereinbart, dass die Arbeitszeit innerhalb von sechs Jahren auf 35 Wochenstunden verkürzt wird", erklärte Dietze. "Dadurch, dass wir zustimmen müssen, haben wir eine Gütehandschrift in den Abschlüssen." Als Kompensationsleistung werde im Kern das neue Transformationsgeld genutzt; diese Einmalzahlung kann nach dem Abschluss in Zeit umgewandelt werden.
Dietze zeigte sich zufrieden mit dem Zuspruch für die Gewerkschaft. "Insgesamt haben wir uns, was die Mitglieder angeht, stabil gehalten. Die Zahl der betrieblichen Mitglieder haben wir gesteigert." 2020 hatte die Gewerkschaft 1500 betriebliche Mitglieder verloren und lag am Jahresende bei gut 100 000. Einschließlich derjenigen, die nicht oder nicht mehr arbeiten, waren es gut 148 000 Mitglieder.
"Es gibt zwei wesentliche Umstände, die die Beschäftigten aktuell interessieren: die Arbeitsplatzsicherung in der Transformation und der Maßstab guter Arbeit", sagte Dietze. Die Gewerkschaft will mit diesen Themen auch bei Start-ups stärker Fuß fassen. "Wenn sie größer werden, so ab circa 200 Beschäftigte, stellt sich auch hier oft und vielfach die Frage der Binnengerechtigkeit." Die Gewerkschaft werde dann angesprochen, wenn es darum gehe, einen Betriebsrat zu gründen oder einen Tarifvertrag abzuschließen./bf/DP/he
Quelle: dpa-Afx