(neu: Metzler-Analyst, Äußerungen aus Analysten-Call zu Auftragsentwicklung im dritten Quartal, zur Lieferkettenlage und zur operativen Gewinnmarge, längerfristige Kursentwicklung im vorletzten Absatz)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Anlagenbauer Gea
Die Gea-Aktie stieg bis Mittwochnachmittag um knapp viereinhalb Prozent auf 37,32 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax
Die Gea-Kunden kommen vor allem aus der Lebensmittel-, Getränke-, und Pharmaindustrie. Diese Bereiche leiden insgesamt weniger stark unter Konjunkturschwankungen als andere Branchen. Hinzu kommt die wachsende Automatisierung unter anderem beim Melken und dem Füttern von Kühen. Zudem haben die Kunden bei steigenden Energiekosten mehr Anreize, in neue, effizientere Anlagen etwa von Gea zu investieren, wie Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank jüngst erklärt hatte.
Gea holte im zweiten Quartal laut einer Mitteilung vom Mittwoch Aufträge für 1,4 Milliarden Euro rein. Damit reichte das Unternehmen zwar nicht ganz an das Rekordniveau vom Jahresauftakt heran, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das aber ein Plus von 8,5 Prozent. Für das dritte Quartal rechnet Vorstandschef Klebert mit Aufträgen von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro, wie er in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte.
Vor diesem Hintergrund kalkuliert Gea für 2022 weiterhin mit einem Umsatzplus aus eigener Kraft von mehr als fünf Prozent sowie mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) vor Umbaukosten und zu konstanten Wechselkursen von 630 bis 690 Millionen Euro. 2021 hatte der Konzern Erlöse von 4,7 Milliarden Euro sowie einen operativen Gewinn von 625 Millionen Euro erzielt. Analysten rechnen im Mittel für 2022 mit einem Gewinnwachstum auf 665 Millionen Euro.
Im zweiten Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 1,27 Milliarden Euro zu. Aus eigener Kraft - also Vorteile durch den schwachen Euro sowie Portfolioveränderungen ausgeklammert - entspricht das einem Plus von 8,9 Prozent. Nachdem das operative Ergebnis vor Umbaukosten im zweiten Quartal um neun Prozent auf gut 167 Millionen Euro gestiegen ist, stehen hier nach dem ersten Halbjahr nun knapp 306 Millionen Euro in den Büchern. Höhere Kosten für den Konzernumbau sorgten aber dafür, dass der Gewinn unter dem Strich in den Monaten April bis Juni mit 76,7 Millionen Euro nicht vom Fleck kam.
Die Geschäftsentwicklung litt zuletzt unter Problemen bei der Versorgung mit bestimmten Bauteilen, wie sie schon länger sehr viele Unternehmen treffen. Klebert zeigte sich aber zuversichtlich, dass diese zumindest ein wenig nachlassen werden. "Derzeit können wir den Auftragsbestand nicht so abarbeiten, wie wir es wollen", sagte er in der Telefonkonferenz. Die Liefersituation gerade bei Elektronikteilen dürfte sich aber bessern. Das dürfte sich dann auch bei der operativen Gewinnmarge vor Umbaukosten bemerkbar machen. Diese war im zweiten Quartal um 0,1 Prozentpunkte gefallen.
Für Analyst Stephan Bauer vom Bankhaus Metzler unterstreichen die Resultate die Ausrichtung des Konzerns auf Kundenbranchen, die weniger stark unter allgemeiner Wirtschaftsschwäche leiden. Zugleich zeige die finanzielle Entwicklung der vergangenen Quartale, dass der umfassende Umbau des Konzerns ein Erfolg sei.
Gea hatte sich im Zuge des Konzernumbaus unter Klebert in der jüngeren Vergangenheit von einigen Unternehmensteilen getrennt und Produktionsprozesse gestrafft. Im zweiten Quartal fiel nun - vor allem für Verbesserungen der Produktionsstätten - ein Umbauaufwand von 21,5 Millionen Euro an. Ein Jahr zuvor hatte die Summe nur bei vier Millionen gelegen.
Bei den Anlegern kommt der Kurs des Managers gut an. Seit er im Februar 2019 das Ruder bei den Düsseldorfern übernommen hat, haben die Aktien um mehr als die Hälfte zugelegt - trotz eines Rücksetzers um fast ein Viertel im bisherigen Jahresverlauf wegen Konjunktursorgen und des Kriegs in der Ukraine.
Mit Blick auf einen drohenden Gasengpass in Europa teilte Gea mit, dass lediglich ein Zehntel des Gasverbrauchs des Konzerns in der Region tatsächlich in die Produktion fließe oder mit der Produktion zu tun habe. 68 Prozent würden für die Wärmeerzeugung genutzt und weitere 15 Prozent für Strom. Um sich auf einen Gasmangel vorzubereiten, setzt das Unternehmen unter anderem auf elektrische Heizanlagen und Dampfgeneratoren, auf ölbetriebene Stromerzeugung sowie auf Erdgasvorräte./mis/stw/he
Quelle: dpa-Afx