(neu: Aussagen Management, Kurs)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental rechnet in einem schwächeren Umfeld in diesem Jahr mit weniger Geschäft als bisher. Die Automobilmärkte vor allem in Europa sowie ein eingetrübtes Umfeld im wichtigen nordamerikanischen Markt für den Reifenersatz bremsen die Hannoveraner aus. Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer nahm nicht nur die Umsatzerwartungen für den Gesamtkonzern zurück, in der Autozulieferung waren auch die bisherigen Annahmen für die operative Marge etwas zu optimistisch. Gleichwohl lieferten die Preisnachverhandlungen mit Autobauern und die eingeleiteten Sparmaßnahmen Rückenwind. Conti will das Autozuliefergeschäft in einem sogenannten Spin-Off abspalten. Der Aktienkurs zog am Mittwoch deutlich an.

Der Kurs stieg am Nachmittag an der Dax-Spitze um fast 6 Prozent auf 57,50 Euro. Die Aktie steht allerdings seit längerem unter Druck. In diesem Jahr ergibt sich ein Minus von noch rund einem Viertel und damit ein hinterer Rang im Leitindex Dax . Analyst Michael Aspinall vom Investmenthaus Jefferies sprach davon, dass Anleger wohl erleichtert sein dürften, dass Conti bei der Prognose nicht noch tiefere Einschnitte vorgenommen habe. Im Mittel habe der Markt bereits mit den neuen Ergebniszielen gerechnet.

Konzernchef Nikolai Setzer stutzte die Umsatzerwartung für das Gesamtjahr auf 40 bis 42,5 Milliarden Euro, wie die Hannoveraner am Mittwoch mitteilten. Bisher waren 41 bis 44 Milliarden anvisiert. Bei der operativen Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten bleibt Conti zwar bei der Zielspanne von 6,0 bis 7,0 Prozent. In der Autozulieferung allein allerdings haben sich die Aussichten für den operativen Gewinn wie erwartet etwas eingetrübt. Analysten hatten bereits zuvor im Schnitt nur das untere Ende der neuen Zielspanne von 2,5 bis 3,5 Prozent auf dem Zettel.

Im zweiten Quartal lief es allerdings deutlich besser im größten Konzernteil als ein Jahr zuvor. Das Sparprogramm mit einem Stellenabbau sowie Preisnachverhandlungen zeigten den Angaben zufolge Wirkung, was den Niedersachen in den kommenden Quartalen noch stärker zugutekommen soll.

"Im zweiten Halbjahr werden wir nicht nachlassen und weiter hart daran arbeiten, unsere selbst gesteckten finanziellen Ziele zu erreichen", sagte der neue Finanzchef Olaf Schick. Im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX betonte er, das dritte Quartal dürfte noch einmal besser ausfallen als das zweite - und das vierte Jahresviertel dürfte das Stärkste in diesem Jahr werden.

Conti hat den Abbau von 7.150 Stellen in Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung eingeplant und will damit die jährlichen Kosten bis zum kommenden Jahr um 400 Millionen Euro senken. Über 2.800 Stellen sind den Angaben zufolge bereits gestrichen. Für dieses Jahr hat sich das Management Kosteneinsparungen von 150 Millionen Euro vorgenommen - nach dem ersten Halbjahr sei ein Drittel davon erreicht, hieß es. Setzer will die Autozulieferer-Sparte nach eigenen Worten "kapitalmarktfähig" machen, um sie bis Ende 2025 eigenständig an die Börse zu bringen - sprich sie soll auf eigenen Beinen stehen und sich selbst finanzieren können.

Das operative Ergebnis im Konzern stieg im zweiten Quartal im Jahresvergleich um knapp 41 Prozent auf 704 Millionen Euro, die entsprechende Marge zog um über zwei Prozentpunkte auf sieben Prozent an. Das lag auch an einem besseren Abschneiden der ohnehin lukrativen Reifensparte und des Kunststoffbereichs Contitech - und war auch mehr als von Analysten erwartet.

Unter dem Strich blieb mit 305 Millionen Euro fast die Hälfte mehr Gewinn übrig. Der Umsatz schmolz jedoch um gut vier Prozent auf zehn Milliarden Euro.

"Im Vergleich zum Auftaktquartal haben wir uns, wie angekündigt, in allen Unternehmensbereichen verbessert", zog Chef Setzer ein Fazit. "Bei Automotive haben wir uns deutlich gesteigert und streben an, uns in den Folgequartalen noch weiter zu verbessern."/men/nas/jha/

Quelle: dpa-Afx