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WIESBADEN/FLENSBURG/BERLIN (dpa-AFX) - Die Zahl der Pkw auf deutschen Straßen steigt von Jahr zu Jahr. Trotz hoher Spritpreise und aller Bemühungen um die Verkehrswende ist der Bestand sowohl im vergangenen Jahr als auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gewachsen. Inzwischen kommen im Schnitt 580 Pkw auf 1000 Einwohner, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Zehn Jahre zuvor waren es noch 517.
"Die gesamte Bevölkerung - vom Baby bis zur Seniorin - hat Platz auf dem Vordersitz eines in der Bundesrepublik zugelassenen Pkw", kommentierte der Sprecher für Verkehrspolitik der Grünen im Bundestag, Stefan Gelbhaar. Er kritisiert: "Autos sind nicht nur für die Menschen teuer, sondern auch für die ganze Gesellschaft, die Infrastruktur und massive Folgekosten bezahlt."
Die Verkehrswende müsse daher mehr sein, "als nur eine reine Antriebswende vom Verbrenner zur Batterie", betonte Gelbhaar. "Wir brauchen mehr, besseren und bezahlbareren öffentlichen Verkehr, mehr sichere Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr." Die Subventionen für den Autoverkehr seien angesichts der Klimakrise schon lange nicht mehr zu rechtfertigen, betonte er. "Im Koalitionsvertrag wurde gerade deswegen der Abbau dieser Subventionen vereinbart. Ein Vorschlag durch das Verkehrsministerium dazu ist überfällig."
Zum Jahresbeginn waren in Deutschland knapp 48,5 Millionen Autos zugelassen, fast 300 000 mehr als Anfang 2021, wie aus Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. Obwohl deutlich im Plus, ist das doch der niedrigste Anstieg seit der Abwrackprämie 2009. In den vergangenen 14 Jahren ist der Fahrzeugbestand um knapp 7,4 Millionen Autos gestiegen, also im Schnitt um eine gute halbe Million pro Jahr.
Auch im laufenden Jahr geht der Anstieg des Fahrzeugbestands weiter. Zum 1. Juli meldete das KBA bereits 48,7 Millionen Pkw. Der weitere Anstieg um gut 150 000 binnen sechs Monaten deutet aber zumindest darauf hin, dass das Plus auch im laufenden Jahr eher unterdurchschnittlich ausfallen dürfte.
Als entscheidender Treiber gelten dabei die geringeren Neuzulassungen, die vor allem auf Lieferschwierigkeiten der Autoindustrie zurückgehen. Dass die Zahl der zugelassenen Autos dennoch nicht sinkt, liegt daran, dass sie immer länger im Einsatz bleiben. Anfang des Jahres lag das Durchschnittsalter der Autos bei 10,1 Jahren. Noch 2008 waren es gut zwei Jahre weniger.
Insbesondere in Flächenstaaten ist das Auto weit verbreitet. Die höchste Pkw-Dichte machte das Statistische Bundesamt 2021 im Saarland mit 658 Pkw pro 1000 Einwohnern aus. Es folgen Rheinland-Pfalz (632) und Bayern (622). Am geringsten war die Dichte dagegen in den Stadtstaaten Berlin (337), Hamburg (435) und Bremen (438).
Mit dem Anstieg des Autobestandes im vergangenen Jahr war eine Verschiebung in Richtung höher motorisierter Fahrzeuge zu erkennen, wie aus den KBA-Daten hervorgeht: Der Bestand an Autos mit mehr als 100 Kilowatt Leistung (knapp 136 PS) nahm um 677 000 zu, der Bestand an Pkw mit bis zu 100 KW Leistung sank um gut 384 000.
Immerhin nimmt aber auch der Bestand an reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden zuletzt schneller zu als der Gesamtbestand: Zum 1. Juli lag ihre Zahl laut KBA bei 1,44 Millionen, gut die Hälfte davon reine Stromer. Das sind gut 256 000 mehr als zu Jahresbeginn./ruc/DP/ngu
Quelle: dpa-Afx