(neu: Aktienkurs und Aussagen aus der Telefonkonferenz.)

DUISBURG (dpa-AFX) - Der Stahlhändler Klöckner & Co ist wegen des Stillstands der Wirtschaft in der Corona-Krise im zweiten Quartal noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Auch für das Gesamtjahr sei unterm Strich "auf jeden Fall" mit einem negativen Ergebnis zu rechnen, sagte Konzernchef Gisbert Rühl am Freitag bei einer Telefonkonferenz nach der Zahlenvorlage in Duisburg. Die Corona-Krise belaste das Ergebnis. Der Absatz liege deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Der Verlust lag im zweiten Quartal unterm Strich bei 111 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 28 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Bereits im ersten Quartal stand unter dem Strich ein Minus. Etwas besser als erwartet fiel allerdings das operative Ergebnis (Ebitda) vor wesentlichen Sondereffekten aus: Dank der fortschreitenden Digitalisierung und Restrukturierungsmaßnahmen war das Ebitda positiv und lag bei 11 Millionen Euro. Der Wert liegt etwas über den im Juni aktualisierten konzerneigenen Erwartungen. Vorher war der Konzern noch von einem Ebitda-Verlust im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich ausgegangen. Damit kommt der Konzern besser durch die Krise als befürchtet. Ein Jahr zuvor lag das Ebitda allerdings mit 51 Millionen Euro noch deutlich höher.

Ein Händler wertet die Zahlen angesichts der Krise als solide, der Ausblick für das dritte Quartal liege sogar teils über den Markterwartungen. Der Jahresausblick sei konservativ. Die Aktien des Stahlhändlers gaben im Mittagshandel um 0,68 Prozent nach.

"Das zweite Quartal war natürlich eine Herausforderung, die wir aber doch noch gut gemeistert haben", sagte Rühl. Der Umsatz ging um mehr als 30 Prozent zurück. Das schlimmste sei allerdings überstanden, wenn es zu keinen erneuten Lockdown komme. Laut Halbjahresbericht hatten die Auswirkungen mit Produktionsstillständen bei Kunden und Zusammenbrüchen von Liefer- und Leistungsketten ihren Höhepunkt im April und Mai erreicht.

Wichtig für den Konzernchef: KlöCo komme abgesehen von Kurzarbeit ohne externe Hilfe durch die Krise. Und das gelte auch für die Zukunft - selbst wenn es zu einem erneuten Lockdown käme und die Nachfrage noch weiter sinke.

Der Stahlkonzern setzt angesichts der Pandemie verstärkt auf Digitalisierung und Restrukturierung. Den Anteil der Umsätze über digitale Kanäle steigt. Im zweiten Quartal waren es 38 Prozent. Ein Jahr zuvor lag der Anteil noch bei 29 Prozent. So bietet Klöckner etwa eine App zur automatischen Bearbeitung von Preisanfragen und Bestellungen. Das Management hat sich zum Ziel gesetzt, den digitalen Umsatzanteil bis Ende nächsten Jahres auf über 50 Prozent zu steigern. Die digitale Transformation stärke die Ertragskraft und schaffe die Basis für zukünftiges Wachstum, erklärte Rühl.

Auch ein Stellenabbau soll die Kosten drücken. Dazu baut der Konzern insgesamt 1200 Stellen ab und schließt 19 Niederlassungen, auch unter der Annahme, "dass der Markt nicht so schnell zurückkommt", sagte Rühl. Mit allen Maßnahmen zusammen soll sich das Ergebnis bis Ende nächsten Jahres um 100 Millionen Euro verbessern.

Wegen der Corona-Krise rechnet der Konzern für das Gesamtjahr mit einem erheblichen Rückgang der Stahlnachfrage in den relevanten Absatzmärkten Europa und USA. Trotz Unsicherheiten wagt der Konzern aber wieder eine neue Prognose. Diese hatte das Management im März zurückgezogen. Demnach soll das bereinigte Ebitda bei 50 bis 70 Millionen Euro liegen. Ursprünglich wollte der Konzern das bereinigte operative Ergebnis deutlich steigern, im abgelaufenen Jahr lag dieses bei 124 Millionen Euro.

Unterm Strich erwartet das Management einen Verlust wie bereits 2019, als sinkende Stahlpreise und eine schwache Nachfrage den Konzern belasteten. Das bedeutet auch, dass Aktionäre erneut auf eine Dividende verzichten müssen. Für das dritte Quartal erwartet der Konzern ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor wesentlichen Sondereffekten von 15 bis 25 Millionen Euro./knd/ssc/jha/

Quelle: dpa-Afx