(neu: Kurs, Aussagen des Managements)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW
BMW verkaufte im vergangenen Jahr 2,55 Millionen Autos und erwirtschaftete dabei 155,5 Milliarden Euro Umsatz und 17,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Dieses Jahr soll der Autoabsatz leicht zulegen, mit den vollelektrischen (BEV) und den Luxusautos als Wachstumstreiber. Damit werde auch der Umsatz wachsen, sagte Mertl. Als Ergebnismarge im Kerngeschäft peilt BMW zwischen acht und zehn Prozent vom Umsatz an nach 9,8 Prozent im vergangenen Jahr.
Die BMW-Aktie verlor am Mittag in einem leicht freundlichen Markt 0,7 Prozent auf 105,62 Euro. UBS-Analyst Patrick Hummel wertete die Ziele des Konzerns für den freien Mittelzufluss der Autosparte (Free Cashflow) als etwas enttäuschend. Diese begrenzten auch die Chancen für beschleunigte Aktienrückkäufe. Nach 6,9 Milliarden Euro Mittelzufluss im vergangenen Jahr peilt BMW dieses Jahr einen Wert von mehr als 6 Milliarden an. Insgesamt sei der Ausblick durchwachsen ausgefallen, schrieb Experte Hummel.
BMW werde im Rahmen der Ausschüttungspolitik verfügbare Finanzmittel auch weiter flexibel in Aktienrückkäufe stecken, sagte Finanzchef Mertl. Die Ausschüttungspolitik über die Dividende von 30 bis 40 Prozent des Gewinns habe Bestand. Weiteres sei abhängig von der Kassenlage, sagte der Manager.
Rivale Mercedes-Benz hatte sich im Februar hinsichtlich der Rückkäufe eigener Papiere formal auf eine Leitlinie festgelegt. Demnach wollen die Schwaben regulär nicht nur wie bisher rund 40 Prozent des Nettogewinns als Dividende ausschütten, sondern falls darüber hinaus noch Gelder aus dem freien Mittelzufluss des Fahrzeuggeschäfts übrig sind, diese regelmäßig in einen Aktienrückkauf stecken. Am Finanzmarkt kommen Aktienrückkäufe häufig gut an, weil mit der Einziehung von Aktien der Gewinnanteil je Aktie rechnerisch steigt und dies die Bewertung je Papier hochtreiben kann.
Zum Gewinnrückgang im laufenden Jahr dürften auch die weiter sinkenden Gebrauchtwagenpreise beitragen, sagte Mertl. Damit sinke das Ergebnis im Leasinggeschäft. Hauptgrund für den Gewinnrückgang sei aber der Anstieg der Investitionen auf mehr als 6 Prozent vom Umsatz und der Forschungs- und Entwicklungskosten auf mehr als 5 Prozent. Die Obergrenze des Zielkorridors liegt bei BMW eigentlich zusammen unter zehn Prozent.
Bei der Jahrespressekonferenz präsentierte BMW sein erstes SUV-Visionsfahrzeug auf der Neue-Klasse-Plattform. Das Auto soll nächstes Jahr im neuen ungarischen Werk Debrecen vom Band laufen. Vorstandschef Oliver Zipse sagte, die Neue Klasse sei "die Neudefinition der Marke BMW".
Entwicklungsvorstand Frank Weber sagte, für die Kunden bedeute sie 30 Prozent mehr Reichweite und 30 Prozent schnelleres Ladetempo im Vergleich zu einem heutigen Elektro-BMW. Für das Unternehmen bedeute sie gut 40 Prozent niedrigere Kosten für den Antriebsstrang. Die Batterieautos (BEV) der Neuen Klasse stehen auf einer reinen E-Plattform. Das Design und das neue, schnellere Bordnetz der Neuen Klasse werde aber auch für die künftigen Verbrenner verwendet. Statt Dutzenden von Steuergeräten gebe es jetzt nur noch vier, die in alle Neue-Klasse-Autos eingebaut würden.
Für die Neue Klasse stemme BMW die größte Investition der Unternehmensgeschichte mit dem Ziel, mit den E-Autos bei Kosten und Profitabilität auf das Niveau eines Verbrenners zu kommen. Mit steigendem Anteil von Neue-Klasse-BEVs näherten sich die Gewinnmargen von BEV und Verbrenner schrittweise, sagte Mertl. Gleichheit könnte Ende des Jahrzehnts erreicht werden, sagte Weber. Allerdings müssten sich auch die Rohstoffpreise "in normalen Bahnen bewegen". Was Lithium und andere Batterierohstoffe in zwei Jahren kosten, wisse niemand.
Zur Frage nach dem Ende des Verbrenners sagte Weber, für Autokäufer seien die Reichweite der Elektro-Fahrzeuge und vor allem das Laden die größten Hürden. Inzwischen gebe es E-Auto-Kunden, die zum Plug-in-Hybrid zurückkehrten. Für den erfolgreichen Umstieg seien die Ladeinfrastruktur, Grünstrom für den Bau und den Betrieb der Autos sowie ein Recycling der Batterierohstoffe notwendig. Das werde nicht über Nacht geschehen. Zipse mahnte mit Blick auf die EU-Vorgaben, Ziel müsse maximale Klimawirkung sein, nicht eine bestimmte Technologie. Mitunter werde aber "fast schon ideologisch argumentiert".
Finanzchef Mertl erläuterte, neben dem Autowerk Debrecen und den vier Batteriemontagewerken führten auch die Erweiterung des Werkes München und die Elektrifizierung des Mini-Werkes in Oxford zu dem Höchststand der Investitionen.
Beim Absatz erwartet BMW die Elektro- und die Luxusautos als Treiber mit zweistelligen Wachstumsraten. Der Konzern hat 15 BEV-Modelle im Angebot und will dieses Jahr mehr als eine halbe Million BEV-Autos verkaufen. Den von der EU vorgeschriebenen CO2-Flottenwert von 128,5 Gramm CO2 je Kilometer hat BMW im vergangenen Jahr mit 102,1 Gramm um mehr als 20 Prozent unterboten. Weltweit hat BMW einen Marktanteil von 3,3 Prozent, bei den vollelektrischen Autos kommen die Münchner aber schon auf 4,1 Prozent./rol/men/stw/jha/
Quelle: dpa-Afx