(Neu: Kommentar DZ Bank, Gespräche Russland-Ukraine, Kurse aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die über das Wochenende verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland treffen die Finanzmärkte zum Wochenstart schwer. Steigende Preise für Rohstoffe wie Öl könnten die Inflation weiter anheizen. Zudem droht der Handel mit Russland in vielen Bereichen zum Erliegen zu kommen nach dem Ausschluss großer russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift. Investoren setzen auf Anlagen, die als sichere Häfen gelten, wie den US-Dollar, Anleihen und Gold. Der russische Rubel stürzt weiter ab.

Die ersten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland machten Anlegern nur bedingt Hoffnung, denn eine Pause für die Kämpfe bedeuteten sie nicht. Die Atommacht Russland versetzte ihre Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft.

"Es gilt zu berücksichtigen, dass die Marktreaktionen bis jetzt und per saldo überschaubar geblieben sind, was in Anbetracht des von Russland angefachten Krieges in Europa und der indirekten Drohung mit Atomwaffen überrascht", erklärte Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba. Von Panik sei keine Spur, wenngleich die Schwankungen groß bleiben dürften.

So zieht der Westen die Sanktionsschraube gegen Russland weiter an und will zudem zusätzliche Waffen an die ukrainischen Streitkräfte liefern. In der Nacht zum Montag setzte die Europäische Union ihre schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft. Sie umfassen nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut. Zudem werden alle Vermögenswerte der Bank in der EU eingefroren.

Der russische Rubel ging daraufhin auf Talfahrt. Zuletzt mussten für einen US-Dollar 105 Rubel gezahlt werden, ein Viertel mehr als am Freitag. Da half es wenig, dass die russische Notenbank den Leitzins um 10,5 Prozentpunkte auf 20,0 Prozent anhob.

Russlands Zentralbank will auch mit weiteren Maßnahmen dem heimischen Finanzsystem unter die Arme greifen. So wurde es Wertpapierhändlern ab sofort untersagt, russische Wertpapiere im Besitz von Ausländern zu verkaufen, wie die Bank am Montagmorgen mitteilte. Mit Kapitalspritzen und Fremdwährungsgeschäften sollen zudem heimische Geldinstitute gestützt werden.

Zudem beschlossen Deutschland, die USA und andere westliche Verbündete einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift. Experten zufolge wird das aber auch die deutsche Wirtschaft belasten, der Handel mit Russland könnte in weiten Teilen zum Erliegen kommen. Dabei scheint es aber der Bundesregierung wichtig gewesen zu sein, dass Gas- und andere Rohstofflieferungen weiterhin bezahlt werden können. Das könne über die im Swift-System verbleibenden Banken geschehen, hieß es.

Für Deutschland seien die wirtschaftlichen Folgen schwerwiegender, als es noch letzte Woche absehbar gewesen sei, erklärt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Inflationsrate aufgrund sehr hoher Energiepreise in den nächsten Monaten noch weiter ansteigt. Ein Rückgang unter die Vier-Prozent-Marke im Jahresdurchschnitt 2022 scheint damit nur noch schwer vorstellbar. Auch die für das Frühjahr erwartete wirtschaftliche Erholung dürfte schwächer ausfallen als bislang angenommen." Die hohe Teuerungsrate belaste die Kaufkraft der privaten Haushalte und lasse die Kosten der Unternehmen ansteigen.

Der europäische Gaspreis schnellte am Montag stark anch oben. Der Ölpreis legte zuletzt um drei bis vier Prozent zu. Für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent mussten wieder mehr als 100 Dollar gezahlt werden.

Am Aktienmarkt sank der Dax bis zum Nachmittag um gut zwei Prozent. Damit hielt sich der deutsche Leitindex aber klar über der Marke von 14 000 Punkten. Deutliche Kursgewinne bei Rüstungswerten wurden zu einem Gegenpol gegen die marktbreiten Kursverluste, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag im Bundestag ankündigte, dass die Bundeswehr 100 Milliarden Euro erhalten wird. So sprang die Aktie von Rheinmetall um zuletzt noch 25 Prozent nach oben.

Der Kurs des US-Dollar stieg denn auch im Vergleich zum Euro. Zuletzt mussten für einen Euro knapp 1,12 Dollar gezahlt werden. Der Preis für Gold stieg um mehr als ein Prozent auf rund 1913 Dollar. Damit blieb der Kurs aber unter seinem Vorwochenhoch. Für den Februar notiert das Edelmetall weiterhin deutlich im Plus. Die Kurse deutscher Bundesanleihen legen ebenfalls zu./mis/eas

Quelle: dpa-Afx