(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Mieterbund, Gewerkschaft, Aktienkurs)
BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Vermieter Vonovia
Der Konzern vermietet rund 416 000 Wohnungen, davon etwa 355 000 in Deutschland. Damit hat Vonovia nach eigenen Angaben hierzulande einen Marktanteil von 1,5 Prozent. Der Verkehrswert des Immobilienbestands stieg 2020 dank einer sehr hohen Nachfrage nach Wohnungen um 10,5 Prozent auf knapp 59 Milliarden Euro.
Die Miete für Vonovia-Wohnungen legte 2020 im Schnitt auf 7,16 Euro pro Quadratmeter zu - das waren 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland lag sie Ende Dezember bei 6,95 Euro je Quadratmeter. Bei den Bestandsmieten habe das Plus nur 0,6 Prozent betragen, betonte Konzernchef Rolf Buch bei der Vorlage der Zahlen. Vonovia habe wegen der Pandemie monatelang auf Mieterhöhungen verzichtet und auch keine Kündigungen ausgesprochen. "Vonovia ist ein stabiler Fels in der Brandung", sagte Buch.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht das anders. Vorstandsmitglied Stefan Körzell sprach von einem "Schlag ins Gesicht der Mieter, die im Moment vielfach nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen". Der DGB fordert einen bundesweiten sechsjährigen Mietenstopp. Die Mieter bräuchten eine Atempause. "Ein Konzern wie Vonovia kann es problemlos verkraften, wenn sechs Jahre lang keine Mieterhöhungen möglich sind", sagte Körzell laut Mitteilung.
Auch vom Deutschen Mieterbund (DMB) in NRW kam Kritik. Während Vonovia die Dividende um 7,6 Prozent erhöhen wolle, müssten Mieter ihre Wohnung oftmals seit Monaten aus ihren Ersparnissen bezahlen. Vonovia will die Dividende um 12 Cent auf 1,69 Euro anheben. Buch erwartet, dass solche Debatten vor der Bundestagswahl zunehmen werden. "Wir sind uns bewusst, dass Wohnen ein sensibles Thema in diesem Wahljahr sein wird." Die Wahlen dürften aber nicht zur Polarisierung genutzt werden.
Im vergangenen Jahr steckte Vonovia mit rund 1,9 Milliarden Euro etwas weniger in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung von Wohnungen. So kam es etwa beim Neubau wegen der Sicherheitsvorkehrungen im Zuge der Corona-Pandemie zu Verzögerungen. Vonovia stellte 2020 gut 2000 Wohnungen fertig, nahezu genauso viele wie 2019. "Wir würden gerne mehr bauen", sagte Buch. Die bekannten Probleme wie lange Genehmigungszeiten und fehlende Grundstücke verhinderten das aber.
Im laufenden Jahr soll das operative Ergebnis (FFO) auf 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro steigen. Beim Umsatz peilen die Bochumer 4,9 bis 5,1 Milliarden Euro an nach 4,37 Milliarden Euro im Vorjahr. Zudem will Vonovia 2021 bis zu 1,6 Milliarden Euro in Modernisierung und Neubau stecken.
Seit längerem wächst der Wohnimmobilien-Konzern auch durch Übernahmen im In- und zuletzt auch im Ausland. Die Corona-Pandemie macht laut Unternehmenschef Buch Übernahmen aber komplizierter. "Wenn man sich nicht sehen kann, sind vertrauensvolle Gespräche sicher etwas schwieriger", sagte er den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa. Es sei komplex, große Portfolios über den Bildschirm zu kaufen. Möglich sei es aber schon, Vonovia habe 2020 ein paar Portfolios gekauft, zum Beispiel in Kiel. "Es ist auch nicht so, dass Vonovia jedes Jahr eine große Transaktion machen muss", so Buch. In der Tat gehe das Vonovia-Management da opportunistisch vor. Generell seien die Preise sehr hoch.
Im Fokus steht vor allem der Berliner Wohnungsmarkt wegen des Mietendeckels. Mit diesem wurden dort die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurden, für fünf Jahre eingefroren. Für Neuvermietungen gelten Obergrenzen. Dies trifft besonders Immobilienkonzerne wie Deutsche Wohnen
Vonovia koste dies in einem vollen Jahr zehn Millionen Euro, sagte Buch. Die Auswirkungen auf das Jahr 2020 fielen geringer aus, da der Mietenstopp erst seit Februar und die Absenkung auf die Mietobergrenzen seit November gälten. Vonovia könne trotz dieser Einbußen beim Ergebnis weiterhin investieren, da der Konzern bundesweit Bestände habe, so Buch. Für eine Genossenschaft oder ein kommunales Unternehmen, das nur in Berlin tätig sei, verhindere es tatsächlich Investitionen.
"Es ist richtig, dass der Wohnungsmarkt reguliert wird", räumte Buch ein. Man müsse sich aber fragen, erreiche die Regulierung das, was man gewollt habe? Es gebe in Berlin jetzt weniger bezahlbare Wohnungen als noch vor dem Mietendeckel, da Wohnungen leer stünden oder in Eigentumswohnungen umgewandelt würden. In Hamburg und Nordrhein-Westfalen sei es hingegen leichter geworden, eine bezahlbare Wohnung zu finden./hff/mne/he
Quelle: dpa-Afx