(Neu: Kursrutsch)

KASSEL (dpa-AFX) - Der hoch verschuldete Dünger- und Salzkonzern K+S will noch mehr sparen und dabei auch Stellen abbauen. Wegen der Kosten für das Programm wird das Unternehmen nun vorsichtiger für das laufende Jahr. Im Tagesgeschäft gab es hingegen zuletzt durchaus positive Signale. Zudem kommen die Hessen beim geplanten Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts voran. Die hohen Schulden sollen daher weiterhin bis Ende 2021 um deutlich mehr als zwei Milliarden Euro sinken. Die Aktien sackten am Donnerstag ab.

Der Verkaufsprozess komme trotz anhaltender Corona-Pandemie gut voran, sagte Konzernchef Burkhard Lohr am Donnerstag bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal in Kassel. Eine entsprechende Vereinbarung für die Sparte, in der das nord- und südamerikanische Salzgeschäft gebündelt ist, soll bis zum Jahresende stehen. Das Management um Lohr hatte sich vor einigen Monaten zu diesem Schritt entschlossen, suchte es doch nach Wegen, den bedrohlich hohen Schuldenberg nach dem Neubau eines Kali-Düngerwerkes in Kanada abzutragen.

Mit der Neuausrichtung und dem Fokus auf das Düngergeschäft einher geht auch ein weiteres Sparprogramm, das nun in Zahlen gefasst wurde. So wird in der Verwaltung der Rotstift angesetzt: Hier sollen ab 2021 jährlich 60 Millionen Euro beziehungsweise 30 Prozent weniger ausgegeben werden als noch 2019. Wie viele Arbeitsplätze den Einsparungen zum Opfer fallen werden, steht laut einem Unternehmenssprecher noch nicht fest. Schwerpunkt sei aber Kassel, Sitz der Hauptverwaltung mit aktuell rund 1000 Mitarbeitern. Derzeit liefen die Gespräche über einen Sozialplan und ein Freiwilligenprogramm.

Bei einem anderen, schon etwas länger laufenden Sparprogramm, das auch die Logistik, die Produktion sowie Vertrieb und Marketing umfasst, kommt K+S derweil voran. Bis Ende 2020 sollen hier wie geplant mehr als 150 Millionen Euro Synergien erreicht sein.

Zunächst einmal kostet die Restrukturierung aber Geld. Bis zu 40 Millionen Euro kalkuliert Lohr. Daher rechnet er für 2020 jetzt mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 480 Millionen Euro. Die Sonderkosten ausgeklammert bleibt es beim alten Ziel von 520 Millionen Euro.

Lohr strebt zudem weiter einen in etwa ausgeglichenen bereinigten freien Mittelzufluss an. Diese Kennziffer, die angibt, ob ein Unternehmen Geld verbrennt, steht angesichts der hohen Verschuldung von K+S aktuell besonders im Fokus der Investoren. Angesichts der Prognose dürfte im zweiten Halbjahr denn auch weiter Geld abfließen. Denn: Nach einem Abfluss von 43 Millionen Euro im zweiten Quartal summiert sich der bereinigte freie Mittelzufluss für das erste Halbjahr auf 161 Millionen Euro.

Um sich zusätzlichen finanzielle Spielraum zu verschaffen, vereinbarte K+S nun mit der staatseigenen Förderbank KfW und weiteren Banken eine Konsortialkreditlinie in Höhe von 350 Millionen Euro. Damit will der Konzern möglichen Engpässen am Kapitalmarkt im Zuge der Viruspandemie vorbeugen. Um für eine KfW-Hilfe in Frage zu kommen, hatte K+S im Frühjahr bereits die Dividende weitgehend zusammengestrichen. Die Kreditlinie dürfte die Sorgen vieler Anleger mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmen mildern, erklärte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank.

Im Tagesgeschäft lief es im zweiten Quartal derweil besser als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Der Umsatz fiel von April bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als vier Prozent auf 840 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank um knapp ein Drittel auf 88 Millionen Euro. Gerade im Düngergeschäft belasteten dabei einmal mehr niedrige Verkaufspreise, die ein positiver Absatztrend nicht wettmachen konnte. Hier setzt das Management nun auf eine Erholung der Kalipreise in Brasilien, was dann auch ein wenig Druck vom europäischen Markt nehmen würde. In dem zum Verkauf stehenden amerikanischen Salzgeschäft stieg der Gewinn im zweiten Quartal hingegen, was aber vor allem an Kostensenkungen lag.

All das reichte aber nicht, um unter dem Strich ein Abrutschen in die Verlustzone zu verhindern. So entfiel auf die Anteilseigner von K+S im zweiten Quartal ein Nettoverlust von 4,2 Millionen Euro. Vor einem Jahr war es noch ein Überschuss von fast 14 Millionen Euro gewesen.

Die Aktien gerieten insbesondere am Nachmittag deutlich unter Druck. Zuletzt brachen sie als Schlusslicht im MDax um rund elf Prozent auf 6,13 Euro ein. Allerdings waren sie in den letzten Tagen im Sog eines recht zuversichtlichen Geschäftsausblicks des Düngerkonkurrenten Nutrien gestiegen und hatten ihr Kursplus für den August auf fast ein Viertel ausgebaut. Offenbar hatten Investoren auch von K+S mehr Zuversicht für den Rest des Jahres erwartet.

Für 2020 steht damit wieder ein Minus von knapp 45 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Beim Index der mittelgroßen Werte MDax ist es nach der jüngsten Erholung noch ein Verlust von knapp zwei Prozent./mis/nas/jha/

Quelle: dpa-Afx