WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Aareal Bank hält trotz der Sorge um einen Kredit in Russland an ihren Gewinnplänen fest. Das Betriebsergebnis solle im laufenden Jahr weiterhin das untere Ende der Spanne von 210 bis 250 Millionen Euro erreichen, teilte der Gewerbeimmobilien-Finanzierer am Mittwoch in Wiesbaden mit. Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen seine Zinserträge kräftig und glich damit eine erhöhte Rückstellung für einen möglichen Ausfall des Kredits für einen Moskauer Bürokomplex mehr als aus. So wuchs das Betriebsergebnis im Jahresvergleich um fast die Hälfte auf 61 Millionen Euro - und damit stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.

An der Börse lösten die Nachrichten keine klare Reaktion aus. Nach zwischenzeitlichen Kursverlusten lag die Aareal-Bank-Aktie am Nachmittag zuletzt mit einem halben Prozent im Plus bei knapp 32 Euro, gehörte damit aber zu den schwächeren Titeln im Nebenwerte-Index SDax , in dem sie gelistet ist.

Dabei dürften die Monate der Bank im Index gezählt sein: Ein Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge hat sich mit ihrem Übernahmeangebot bis Mitte Juni rund 84 Prozent der Aareal-Bank-Aktien gesichert. Wenn die Aufsichtsbehörden zustimmen, soll das Geschäft Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres vollzogen werden. An diesem Zeitplan habe sich nichts geändert, sagte Aareal-Chef Jochen Klösges in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Mit seinem jüngsten Betriebsgewinn schnitt das Institut deutlich besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss sprang von 8 Millionen auf 35 Millionen Euro nach oben, nachdem ein Jahr zuvor eine frühere Fondsanlage der Bank nachträglich teuer zu Buche geschlagen hatte.

"Unsere Erträge steigen schneller als unsere Kosten", sagte Klösges. So legte der Zinsüberschuss im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 171 Millionen Euro zu und erreichte den Angaben zufolge den höchsten Wert seit Ende 2016. Auch der Provisionsüberschuss stieg deutlich. Die höheren Erträge glichen die gestiegene Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle mehr als aus, die sich im Fall der Wiesbadener vor allem auf ein Darlehen für einen Bürokomplex in Moskau bezieht.

Die Bank hat dort noch einen Kreditbestand von rund 200 Millionen Euro im Feuer. Im zweiten Quartal stockte sie die Risikovorsorge für dieses Geschäft von rund 60 Millionen auf rund 83 Millionen Euro auf. Dass die Bank die Hoffnung auf die Rückzahlung noch nicht aufgibt, begründete Klösges mit der Zahlungsbereitschaft des Kunden. Der Kreditnehmer erwirtschafte ausreichend hohe Mieten, und er wolle die Raten zahlen - dürfe aber dies aber wegen der Sanktionen derzeit nicht./stw/jcf/he

Quelle: dpa-Afx