TOULOUSE (dpa-AFX) - Der Flugzeugbauer Airbus
Die Aktie zog um bis zu fünf Prozent auf 121 Euro an und erreichte den höchsten Stand seit dem Corona-Crash an den Märkten im Februar 2020. Analystin Celine Fornaro von der Schweizer Großbank UBS zeigte sich von den Zahlen positiv überrascht: Airbus sei profitabler als angenommen. Die Airbus-Aktie ist derzeit noch im MDax gelistet, wird aber mit der Dax-Reform im September so gut wie sicher in den deutschen Leitindex aufsteigen. Bisher war dies nicht möglich, da der Haupthandel mit dem Papier in Paris erfolgte.
In den Monaten April bis Juni steigerte der Konzern den Umsatz im Vergleich zum coronageprägten Vorjahreszeitraum um 70 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) erreichte gut zwei Milliarden Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor ein Verlust von 1,2 Milliarden gestanden hatte. Nun schnitt der Konzern deutlich besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.
Die Zahlen spiegeln vor allem die Entwicklung des größten Konzernteils, der Verkehrsflugzeugsparte. Die Rüstungs- und Raumfahrtsparte hielt ihren operativen Gewinn fast stabil, Airbus Helicopters konnte ihn sogar um mehr als ein Fünftel steigern.
Unter dem Strich verdiente der Konzern knapp 1,9 Milliarden Euro - auch weil der Konzern eine Abschreibung auf das ehemalige A380-Werk in Toulouse rückgängig machen konnte. Denn das Management hat nach dem 2019 beschlossenen Aus für den weltgrößten Passagierjet eine neue Verwendung für das Werk gefunden: Dort entsteht eine neue Produktionslinie für den gefragten Mittelstreckenjet A321neo.
Konzernchef Faury warnte trotz der jüngsten Erholung im Flugzeuggeschäft, die Corona-Krise sei noch nicht vorüber. Das Umfeld bleibe unvorhersehbar, sagte er. Im vergangenen Jahr hatte Airbus die Flugzeugproduktion im Schnitt um rund 40 Prozent gedrosselt und den Abbau tausender Arbeitsplätze eingeleitet. Nun arbeitet der Hersteller daran, zumindest die Produktion der Mittelstreckenjets wieder schrittweise hochzufahren.
Denn die Maschinen der A320-Modellfamilie sind gefragt. So soll die A320-Produktion inklusive der Neuauflage A320neo von derzeit 40 Flugzeugen noch in diesem Jahr wieder auf 45 pro Monat steigen. 2023 plant Airbus mit einer Rekordproduktion von monatlich 64 Jets, und für das Jahr 2025 lotet das Management eine Monatsproduktion von 75 Exemplaren aus. Auch die Produktion der kleineren A220-Reihe soll zulegen. Die Produktion der Großraumjets A330neo und A350 soll vorerst auf einem krisenbedingt gedrosselten Niveau bleiben.
Für 2021 rechnet Faury jetzt mit der Auslieferung von rund 600 Verkehrsflugzeugen. Bisher hatte er sich die 566 Maschinen aus dem Krisenjahr 2020 als Mindestziel gesetzt. Zum Vergleich: Vor der Corona-Pandemie hatte Airbus im Jahr 2019 mit 863 ausgelieferten Maschinen einen Rekord aufgestellt und war als weltgrößter Flugzeugbauer am krisengebeutelten Hersteller Boeing vorbeigezogen.
In der ersten Jahreshälfte hat Airbus 297 Flugzeuge ausgeliefert und damit knapp die Hälfte dessen, was Faury für das Gesamtjahr anpeilt. Beim bereinigten operativen Gewinn stehen nach den ersten sechs Monaten 2,7 Milliarden Euro zu Buche.
Jetzt will Airbus seinem Rivalen Boeing auch bei den großen Frachtflugzeugen Konkurrenz machen. Nach der Zustimmung des Verwaltungsrats am Mittwoch plant Airbus nun eine Frachtversion des Passagierjets A350. Das erste Exemplar solle im Jahr 2025 in Dienst gehen, sagte Faury. "Wir sind im Markt für Großraum-Frachter bisher kaum vertreten. Das ist fast exklusiv ein Feld von Boeing."
Platzhirsch unter den großen Frachtjets ist bisher die Boeing 777F. Boeing arbeitet zwar an einer weniger spritdurstigen Neuauflage der Passagierversion unter dem Namen 777X. Ob es den Jet mit den neuartigen Tragflächen und sparsameren Triebwerken auch als Frachter geben soll, ist noch nicht bekannt. Ein Argument für den A350-Frachter sieht Airbus in den künftigen CO2-Auflagen für Flugzeuge, die ab dem Jahr 2028 gelten. Dafür sei das Modell gerüstet, sagte Faury. Die Frachtversion des älteren Airbus A330 hatte bei Kunden bisher keinen großen Erfolg.
Unterdessen gewann der Hersteller in Deutschland eine neue Kundin für die modernisierte Passagierversion A330neo. Der Ferienflieger Condor erneuert seine Langstreckenflotte. Bis Mitte 2024 werden alle 16 Großraumjets vom Typ Boeing 767 durch ebenso viele fabrikneue Airbus A330neo ersetzt. Das erste Exemplar soll im Herbst 2022 eintreffen. Airbus bekommt in diesem Zuge jedoch nur zusätzliche Bestellungen über sieben Jets. Die restlichen neun Maschinen erhalte Condor von Leasingfirmen, erklärte ein Airbus-Sprecher./stw/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx