LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Bei Bayer
Auf Basis konstanter Wechselkurse dürfte der Konzernumsatz 2022 um rund 5 Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro zulegen, stellte Bayer in Aussicht. Die um Sondereinflüsse bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) soll währungsbereinigt etwa 26 Prozent erreichen, was auf einen operativen Gewinn von rund 12 Milliarden Euro hinauslaufen würde nach 11,2 Milliarden im Vorjahr. Der Ausblick liegt beim Umsatz etwas über der durchschnittlichen Markterwartung, beim operativen Gewinn knapp darunter. Der freie Mittelzufluss soll 2022 währungsbereinigt sowie nach Abzug von Vergleichszahlungen im US-Glyphosatstreit etwa 2 bis 2,5 Milliarden Euro erreichen - nach 1,4 Milliarden im vergangenen Jahr.
Im abgelaufenen Jahr steigerte Bayer den Umsatz im Jahresvergleich um 6,5 Prozent auf 44,1 Milliarden Euro. Der Agrarsparte kam dabei eine hohe Nachfrage nach Mais und Sojabohnen zugute - die Landwirte bauten daher mehr an und bestellten entsprechend mehr Saatgut. Gleichzeitig stiegen die Preise für Unkrautvernichter teils deutlich. Im Pharmasegment erholte sich der Bereich Augenheilkunde mit dem Milliarden-Medikament Eylea, sowie Radiologie und Frauengesundheit.
All dem standen aber höhere Produktionskosten im Agrargeschäft, mehr Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Verkaufsstart neuer Produkte wie dem Nierenmedikament Kerendia und Nubeqa gegen Prostatakrebs sowie negative Wechselkurseffekte gegenüber. Der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel 2021 daher um 2,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro, womit Analysten im Durchschnitt aber gerechnet hatten. Der Umsatz lag über der Markterwartung.
Unter dem Strich verdiente Bayer 2021 gut eine Milliarde Euro, nachdem 2020 wegen hoher Rückstellungen für den Glyphosat-Streit in den USA und Abschreibungen auf die Agrarsparte noch ein Minus von 10,5 Milliarden Euro angefallen war. Ohne weitere Rückstellungen für den Glyphosat-Rechtsstreit von 3,5 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2021 wäre der Überschuss deutlich höher ausgefallen. Die Dividende soll unverändert 2 Euro je Aktie betragen.
In dem bereits milliardenteuren Streit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter kann sich Bayer seit Ende vergangenen Jahres indes durchaus Hoffnung machen. Denn das oberste US-Gericht könnte einen wegweisenden Fall zur Überprüfung annehmen. Zunächst aber will der US Supreme Court die Meinung der US-Regierung einholen, vertreten durch den sogenannten Solicitor General. Der bekleidet einen der Top-Posten im US-Justizministerium und ist so etwas wie der oberste Anwalt der USA, der die Regierung unter anderem vor dem obersten US-Gericht vertritt.
Gemäß üblicher Zeitpläne dürften die Richter bis Ende Juni entscheiden, ob sie den Fall zulassen. Sollte es zur Verhandlung kommen, hätte das Urteil Signalwirkung. Von einem möglichen Sieg versprechen sich die Leverkusener, die Streitigkeiten im Grunde beenden zu können. Für den Fall, dass der Gerichtshof den Fall nicht annimmt oder zuungunsten von Bayer entscheidet, hat Bayer bereits Geld beiseite gelegt. Per Ende Dezember belief sich die Rückstellung für Vergleiche bestehender und künftiger Glyphosat-Klagen auf 7,5 Milliarden Euro.
Per Stand erster Februar ist Bayer zufolge davon auszugehen, dass von inzwischen insgesamt rund 138 000 angemeldeten Ansprüchen circa 107 000 verglichen worden sind oder aus verschiedenen Gründen nicht die Vergleichskriterien erfüllen.
Für die Aktien von Bayer ging es am Vormittag um gut vier Prozent 53,66 Euro nach oben. Nach dem jüngsten Rückschlag im Zuge der allgemeinen Börsenschwäche gingen sie damit wieder auf Erholungskurs. Seit dem Zwischentief Anfang Dezember summieren sich die Kursgewinne auf rund ein Fünftel. Mittelfristig entscheidend für den Kurs wird aber wohl erst die Glyphosat-Entscheidung des US Supreme Court sein./mis/ngu/jha/
Quelle: dpa-Afx