HANNOVER (dpa-AFX) - Die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie und Lockdowns in vielen Ländern haben den weltgrößten Reisekonzern Tui
An der Börse lösten die Nachrichten zunächst keine klare Reaktion aus. Der Kurs der Tui-Aktie legt kurz nach Handelsbeginn kurzzeitig zu, drehte dann aber in die Verlustzone. Zuletzt lag er noch mit 0,3 Prozent im Minus. Nach der Rettung durch den Staat und der kürzlich vollzogenen Kapitalerhöhung wird das Papier immer noch rund 40 Prozent billiger gehandelt als vor einem Jahr, als die Corona-Pandemie das Reisegeschäft und die Finanzmärkte noch nicht erfasst hatte.
Die Tui-Führung setzt nun vor allem auf eine dringend nötige Erholung im bevorstehenden Sommer. Vorstandschef Fritz Joussen zeigt sich mit Blick auf den Fortschritt der Impfungen vor allem in Großbritannien zuversichtlich: "Je entschlossener die Impfkampagnen umgesetzt werden, desto schneller können wir zu einer echten Reisefreiheit zurückkehren." Er warb zudem erneut für mehr Corona-Schnelltests.
Die Touristikbranche gehört neben Luftverkehr und Gastgewerbe zu den am stärksten getroffenen Branchen. Tui hofft, dass ein Neustart schon in der Oster-Reisesaison in einigen Wochen begonnen werden kann. Zuletzt hatte der Anbieter erneut Reisen in wichtige Zielgebiete etwa am Mittelmeer bis Ende Februar oder März absagen müssen.
Für den Sommer zählt Tui nach eigenen Angaben konzernweit bereits 2,8 Millionen Buchungen, etwas mehr als die Hälfte des Volumens für den vergleichbaren Vorkrisen-Sommer vor zwei Jahren. Die Preise lägen im Schnitt 20 Prozent höher. Das Reiseangebot von Tui soll in der warmen Jahreszeit weiterhin 80 Prozent des Programms von 2019 erreichen.
Planungsrisiken blieben, denn viele Kunden buchten kurzfristiger und oft "deutlich später" als in normalen Jahren. Ermutigend sei aber die offenbar hohe Ausgabebereitschaft. "Für den Tourismus, aber auch für Gastronomie und Kulturbetriebe ist dieser Trend ein gutes Signal."
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 (bis Ende September) waren die Pandemie-Folgen bei den Hannoveranern beträchtlich. Die mit staatlichen Krediten und Bürgschaften sowie einer Kapitalerhöhung gestützte Tui-Gruppe meldete einen Verlust von 3,1 Milliarden Euro, der Umsatz schmolz im Vergleich zum Vorjahr von 18,9 Milliarden auf 7,9 Milliarden Euro zusammen. Im Frühling hatte Tui dann fast den gesamten Betrieb einstellen müssen, im Sommer und Herbst lief das Geschäft nur zögerlich wieder an. Zuletzt gehörten die Kanarischen Inseln "zu den wenigen für Urlauber erreichbaren Destinationen", erklärte der Konzern.
Schon vor der Corona-Krise hatte sich ein Stellenabbau abgezeichnet, der sich nun verschärft - an Art und Umfang der Kürzungen etwa bei der Airline Tuifly oder bei den Reisebüros gibt es harsche Kritik von Gewerkschaften und Belegschaft. Die "Maßnahmen für eine Neuausrichtung des Konzerns" seien weiter vorangetrieben worden./jap/stw/DP/stw/stk
Quelle: dpa-Afx