BERLIN (dpa-AFX) - Nach der angekündigten Übernahme des spanischen Konkurrenten Glovo will der Lieferdienst Delivery Hero
Für das vierte Quartal 2022 rechnet der Vorstand um Unternehmenschef Niklas Östberg bei dem Geschäft mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber. Ebitda) von 0 bis 100 Millionen Euro. In den Zielen ist bereits die Entwicklung von Glovo einberechnet. Der spanische Anbieter Glovo gewährt dem deutschen Konzern den Markteintritt in 25 Ländern und 1300 Städte. Im Heimatland Spanien sei Glovo auf dem Weg in die Gewinnzone, hieß es.
Zugleich kündigte Delivery Hero an, die Investitionen in den Bereich um Zustellungen binnen Minuten (Quick Commerce) ab April schrittweise zurückzufahren. Zuvor sollten Beteiligungen und andere strategische Maßnahmen im ersten Quartal ihren Höhepunkt erreichen. Der Konzern ist für seine aggressive Wachstums- und Expansionsstrategie bekannt und hat bislang eine mögliche Profitabilität stets nach hinten gestellt, um Marktführer zu werden. Der Konzern steckt deshalb unter dem Strich tief in den roten Zahlen.
So beteiligte sich Delivery Hero im vergangenen Jahr nach einer Reihe von Seitenhieben letztendlich doch am Quick-Commerce-Konkurrenten Gorillas, der schwerpunktmäßig in deutschen Großstädten Zustellungen von Lebensmitteln, Drogerieartikeln und Produkten des Hausbedarfs binnen Minuten verspricht. In Zentralamerika will sich das Berliner Unternehmen unterdessen das Geschäft mit Essenslieferungen und Quick Commerce des Dienstleisters Hugo sichern, der in El Salvador, Dominikanische Republik und weiteren Ländern aktiv ist.
Vom Glovo-Zukauf verspricht sich Delivery Hero ein breitgefächertes Portfolio. So haben die Spanier bereits mit der französischen Supermarktkette Carrefour oder der Drogeriemarktkette dm bekannte Partnerunternehmen, aus deren Sortiment Produkte an Kunden geliefert werden. Ob der Deal klappt, soll bis Ende Juni bekannt werden.
Bereits zuvor hatten sich Analysten positiv zur geplanten Übernahme geäußert. So kommentierte Rob Joyce von der US-Investmentbank Goldman Sachs zuletzt, die Transaktion passe gut zur Wachstumsstrategie des Lieferdienstes. Andere wiederum deuten dies als Beginn der Endphase rund um Konsolidierungen in der Branche.
Auf der anderen Seite war für das eigene Quick-Commerce-Projekt Foodpanda in Deutschland nach nur wenigen Monaten Schluss. Östberg zog Ende 2021 einen Schlussstrich für die Marke, mit der der Konzern vor allem in Südostasien aktiv ist. Auch in Japan ging es mit Foodpanda zu Ende. "Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit größerem Potenzial verfolgen", kommentierte Östberg die Entscheidung. Der Ausstieg in Japan soll bis Ende März abgeschlossen sein.
Sein langfristiges Ziel einer operativen Gewinnmarge gemessen am Bruttowarenwert (GMV) von 5 bis 8 Prozent behält das Management bei. Dieses will Delivery Hero in spätestens zehn Jahren erreichen./ngu/zb/mis
Quelle: dpa-Afx