HANNOVER (dpa-AFX) - Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück 2020 eine Belastung in Milliardenhöhe eingebrockt. Insgesamt legte der Konzern rund 1,2 Milliarden Euro für tatsächliche und erwartete Schäden infolge der Pandemie zurück. Der Nettogewinn sackte um fast ein Drittel auf 883 Millionen Euro ab. Für das neue Jahr zeigte sich Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz am Donnerstag allerdings zuversichtlich - auch weil der Rückversicherer bei seinen Kunden an der Preisschraube drehen konnte.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Hannover-Rück-Aktie legte am Morgen um 1,35 Prozent auf 134,80 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDax. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier etwa drei Prozent an Wert gewonnen, wird aber immer noch rund ein Viertel billiger gehandelt als kurz vor Beginn der Corona-Krise vor einem Jahr.

Trotz des Gewinneinbruchs schnitt die Hannover Rück 2020 besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Das Management selbst hatte im Herbst einen Überschuss von mehr als 800 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Allein im Schaden- und Unfallgeschäft legte die Hannover Rück im vergangenen Jahr 950 Millionen Euro für coronabedingte Schäden zurück. Zudem schlug die hohe Zahl der Corona-Toten in den USA in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung teuer zu Buche. Insgesamt verbuchte der Rückversicherer in diesem Segment Belastungen von 261 Millionen Euro, davon rund 100 Millionen im vierten Quartal, wie Vorstandsmitglied Sven Althoff in einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte.

In den USA sind bereits mehr als 450 000 Menschen an Covid-19 gestorben, davon allein mehr als 100 000 seit Anfang 2021. Anders als etwa in Deutschland müssen Rückversicherer im US-Lebensgeschäft vor allem für hohe Todesfallzahlen geradestehen. Die USA sind in absoluten Zahlen das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land.

Dennoch sollen sich die Hannover-Rück-Aktionäre wie im Vorjahr auf eine Basisdividende von vier Euro freuen können. Auch eine Sonderdividende sei möglich, sagte Vorstandschef Henchoz in der Telefonkonferenz. Eine Entscheidung dazu soll aber erst zur Bilanzvorlage am 11. März fallen. Denn angesichts der steigenden Preise für Rückversicherungsschutz könnte die Hannover Rück ihr Kapital auch gut in den weiteren Ausbau ihres Geschäfts stecken.

Unterdessen hält Henchoz an seinem Plan fest, den Gewinn des Konzerns im neuen Jahr auf 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro nach oben zu treiben. Dabei kann der Manager auf die jüngsten Preiserhöhungen im Schaden- und Unfallgeschäft bauen.

Bei der Vertragserneuerung zum Jahreswechsel setzte die Hannover Rück den Angaben zufolge 5,5 Prozent höhere Preise für Rückversicherungsschutz durch. Dazu hätten die hohen Großschäden, das gesunkene Zinsniveau und die Unsicherheiten rund um den weiteren Verlauf der Pandemie beigetragen. In diesem Zuge weitete die Hannover Rück ihr Geschäft weiter aus: Bereinigt um Währungsschwankungen stieg das erneuerte Prämienvolumen um 8,5 Prozent./stw/knd/stk

Quelle: dpa-Afx