HEIDELBERG (dpa-AFX) - Eine anhaltend starke Nachfrage im privaten Wohnungsbau und durch Infrastrukturprojekte beschert dem Baustoffkonzern Heidelbergcement
"Das Marktumfeld im Bausektor ist und bleibt gut," sagte Unternehmenschef Dominik von Achten bei der Vorlage der Halbjahresbilanz am Donnerstag. Die Rohmaterial-, Energie- und Transportkosten seien zwar in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Dennoch erwarte er kurz- und mittelfristig, dass sich die verschiedenen Konjunkturprogramme weiter positiv auf die Bautätigkeit und damit auf den Absatz von Heidelbergcement auswirken würden.
Für das laufende Jahr geht Heidelbergcement nun beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von einem starken Wachstum aus, wie der Konkurrent von LafargeHolcim mitteilte. Zuvor hatte das Unternehmen einen leichten Anstieg in Aussicht gestellt. 2020 hatte das bereinigte operative Ergebnis dank eines Sparkurses um rund 6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zugelegt. Beim Umsatz peilen die Heidelberger weiterhin einen leichten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreswert von 17,6 Milliarden Euro an. In den Prognosen werden Währungseffekte sowie der Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen ausgeklammert.
Im zweiten Quartal kletterten die Erlöse im Jahresvergleich um 15 Prozent auf knapp 5 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um knapp 18 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Rechnet man Konsolidierungs- und Währungseffekte heraus, dann legten beide Kennziffern etwas stärker zu. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 623 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatten hohe Abschreibungen Heidelbergcement einen Verlust von rund drei Milliarden Euro eingebrockt.
"Wir haben bei wesentlichen Kennzahlen Bestmarken erreicht", sagte Unternehmenschef von Achten. Die neue Strategie greife und das Unternehmen mache in allen Bereichen gute Fortschritte. Daher gebe es erstmalig in der Unternehmensgeschichte ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm. Heidelbergcement hatte am Vortag angekündigt, bis Ende September 2023 eigene Aktien im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro zurückkaufen zu wollen.
Um gut durch die Corona-Krise zu kommen, hatte Heidelbergcement vor mehr als einem Jahr ein Sparprogramm aufgesetzt. Der Konzern drückte die Kosten allein im vergangenen Jahr um rund 1,3 Milliarden Euro und damit stärker als zunächst geplant.
Auch will sich das Unternehmen auf die stärksten Märkte konzentrieren - und Geschäftsteile verkaufen, die mittelfristig nicht die Renditeerwartungen erfüllen. Erst jüngst gab das Unternehmen, den Verkauf seines Geschäfts im Westen der USA für 2,3 Milliarden US-Dollar (1,9 Mrd Euro) in bar an den US-Hersteller von Baumaterial Martin Marietta Materials bekannt. Zudem trennt sich der Konzern gerade im Rahmen der Neuaufstellung seines Griechenland-Geschäfts dort von seinem Geschäft mit Stoffen, die zur Herstellung von Beton und Asphalt benötigt werden, sowie von zwei Transportbetonwerken. Anfang des Jahres schlugen die Heidelberger bereits ihr Kuwait-Geschäft los.
Bis 2025 will das Management die operative Marge - das bereinigte Ebitda im Verhältnis zum Umsatz - auf 22 Prozent verbessern. 2020 betrug die Marge bereits 21,1 Prozent. Der Vorstand will Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung optimieren. Vor allem in Nordamerika wolle Heidelbergcement besser werden, hatte von Achten im September gesagt.
Aktuell stehen Veränderungen im Management an: Der langjähriger Finanzvorstand Lorenz Näger geht Ende August in den Ruhestand und wird zum 1. September durch René Aldach ersetzt. Neben Aldach rücken auch Nicola Kimm und Dennis Lentz in den Vorstand auf - jeweils auf zwei neu geschaffene Posten. Kimm soll im Unternehmen von Herbst an das Thema Nachhaltigkeit, Lentz die digitale Transformation verantworten./mne/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx