MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse
Konzernchef Jan Mrosik sieht das Unternehmen laut Mitteilung für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt. Er rechnet mit einer soliden finanziellen Entwicklung in den kommenden Jahren, die unter anderem durch Einsparungen vorangetrieben werden soll. Der Bremsenspezialist rechnet gemäß der Prognose bis 2025 mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 5,5 bis 6,5 Prozent auf 8,1 bis 8,6 Milliarden Euro. Damit will Knorr-Bremse stärker zulegen als der Markt. Um Sondereffekte bereinigt sollen dabei zwischen 14 und 16 Prozent als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hängen bleiben.
Dabei setzt der Konzern auf Megatrends wie die Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit auf der Schiene und der Straße und will entsprechende Innovationen in seinen beiden Segmenten vorantreiben. So werde etwa das Portfolio mit digitalen Lösungen und emissionskritischen Produkten kontinuierlich weiter entwickelt, hieß es in der Präsentation zur Veranstaltung.
An der Börse konnte der neue Mittelfristausblick zu Wochenbeginn das Ruder für die angeschlagene Aktie jedoch nicht herumreißen. Laut Branchenexperte Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan entsprechen die Ziele weitgehend den Erwartungen. Die Aktie stand im Vormittagshandel zuletzt mit rund 0,5 Prozent im Minus bei 90,36 Euro und landete so unter den wenigen Verlierern im starken MDax.
Seit der Kurs im Juli wegen der möglichen Übernahme des Autozulieferers Hella binnen weniger Tage um gut ein Fünftel auf rund 90 eingebrochen war, tut sich das Papier schwer - obwohl die Überlegungen später vom Vorstand ad acta gelegt wurden. Wegen der Sorgen am Markt um die weiteren Perspektiven insbesondere im Geschäft für Schienenfahrzeuge ging es im Oktober sogar bei rund 88 Euro auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli 2020 herunter.
Mitte November rutschte die Aktie noch einmal dicht an dieses Tief heran, als das Unternehmen wegen der schleppenden Erholung im Schienenfahrzeuggeschäft seinen Margenausblick eindampfte. Denn während das Nutzfahrzeuggeschäft trotz des anhaltenden Teile- und Chipmangels in der Branche wieder floriert, leidet der lukrativere Bereich für Schienenfahrzeuge noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie. So mussten etwa Projekte verschoben werden.
Gleichwohl will der Bremsenspezialist, der auf der Schiene eigenen Angaben zufolge rund die Hälfte des Marktes dominiert, in den Jahren bis 2025 seine Position weiter ausbauen. In allen Regionen und über alle Produktgruppen hinweg will Knorr-Bremse demnach weitere Anteile hinzugewinnen. Wachstumstreiber sollen dabei etwa neue Technologien sein sowie das anhaltend starke Servicegeschäft.
Bei den Nutzfahrzeugen errechnet sich der Konzern unter anderem Vorteile durch automatisiertes Fahren, Elektro-Mobilität sowie durch die Einführung höherer technologischer Standards auch in Schwellenländern. Auch hier will Knorr-Bremse weitere Marktanteile hinzugewinnen, wobei der Fokus jedoch auf Wachstumsmärkten wie etwa Nordamerika und Asien liegen soll. Priorität sollen zudem ergänzende Übernahmen in beiden Segmenten haben, ein weiteres drittes Standbein schließt das Management aus.
Für den Schienenfahrzeugbereich rechnet sich Knorr-Bremse zwischen 2020 bis 2025 etwas weniger Wachstum aus als im Nutzfahrzeuggeschäft. Allerdings zeichnet sich ab, dass 2021 für Letztere ein starkes Jahr wird, weshalb der Konzern in den Folgejahren von einem niedrigeren durchschnittlichen Wachstum ausgeht.
Mittelfristig soll so die operative Marge vor Steuern und Zinsen im Nutzfahrzeuggeschäft bei 12 bis 13,5 Prozent liegen, für die Schienensparte sind bis 2025 jährlich zwischen 18 bis 19,5 Prozent als operative Marge angepeilt. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten lagen diese Werte in den Sparten bei 11,7 beziehungsweise 18 Prozent, konzernweit waren es 14,2 Prozent. Für das Gesamtjahr 2021 peilt das Management eine bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern zwischen 13 und 13,5 Prozent an.
Das Unternehmen ist an der Börse derzeit rund 14,6 Milliarden Euro wert. Knapp 60 Prozent der Anteile gehören der Familie des im Februar gestorbenen Unternehmers Heinz Hermann Thiele. Nachdem der frühere Konzernchef und Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats verstorben war, herrschte zunächst Unklarheit darüber, wie die Mehrheitsverhältnisse im Konzern in Zukunft aussehen werden. Seit März ist aber klar, dass die Familie Thiele auch künftig über eine Stiftung wichtigste Ankeraktionärin bei den Münchnern sein wird./tav/eas/zb/stk
Quelle: dpa-Afx