MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse hat im abgelaufenen Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Der sogenannte Free Cashflow habe 2020 bei 700 Millionen Euro gelegen, teilte das das im Mittelwerteindex MDax notierte Unternehmen am Montagabend in München bei der überraschenden Vorlage vorläufiger Zahlen mit. Die aktuellen Markterwartungen gemäß dem Konsens von Vara Research lägen hingegen bei 500 Millionen Euro, hieß es.

Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) ist vor allem für Investoren und Analysten ein wichtiger Wert, da er Aufschluss über die Finanzkraft eines Unternehmens gibt. Knorr-Bremse verwies in diesem Zusammenhang auf ein "konsequentes und diszipliniertes Cash Management". Hinzu sei eine positive Ergebnisentwicklung in beiden Divisionen gekommen, hieß es weiter.

Im Gesamtjahr 2020 sollen die Erlöse am oberen Ende des prognostizierten Korridors von 5,9 bis 6,2 Milliarden Euro und die Ebitda-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) leicht oberhalb der Prognose von 16,5 bis 17,5 Prozent herauskommen. Allerdings liegt der Lkw- und Zugbremsen-Hersteller bei beiden Kennziffern dennoch unter den Vorjahreswerten, beim Umsatz sogar deutlich. Hier machte sich die Corona-Krise besonders bemerkbar.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten zunächst nicht gut an. Die Knorr-Bremse-Aktie gab am Dienstagvormittag rund 1,1 Prozent nach. Im laufenden Jahr steht damit nun ein Minus von rund 7 Prozent zu Buche. Aus Sicht von Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan hat Knorr-Bremse das Jahr dennoch stark zu Ende gebracht. Vor allem mit Blick auf den Cashflow, urteilte der Experte.

Detailliertere Angaben zu den Jahres- und Quartalszahlen machte Knorr-Bremse zunächst nicht. Auch zur Prognose äußerte sich der Bremsenspezialist nicht. Das wird sich aber in der kommenden Woche ändern: Schon am 4. März steht die Vorlage der ausführlichen Zahlen für 2020 auf der Agenda. Dann will Knorr-Bremse auch den Ausblick für das laufende neue Geschäftsjahr 2021 bekanntgeben.

2020 war für die Münchner nicht nur aufgrund der Folgen der Corona-Krise ein turbulentes Jahr, in dem sich die Pandemie vor allem in der ersten Hälfte negativ bemerkbar machte. Auch an der Konzernspitze gab es zwischenzeitlich zum wiederholten Mal Trubel. Der damalige Vorstandschef Bernd Eulitz war Ende August nach nur zehn Monaten Knall auf Fall ausgeschieden. Als Grund wurden "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten" mit Aufsichtsratschef Klaus Mangold bei "Fragen der Führung und der aktiven Gestaltung unternehmerischer Belange" angegeben. Seit Anfang Januar ist nun der frühere Siemens-Manager Jan Michael Mrosik am Ruder, der in wenigen Tagen die Zahlen auf der Jahrespressekonferenz präsentieren wird.

Im vergangenen Sommer war der einflussreiche Großaktionär Heinz Hermann Thiele nach vier Jahren Pause wieder in den Aufsichtsrat von Knorr-Bremse eingezogen. Er hält mit seiner Familie rund 60 Prozent an dem Spezialisten für Zug- und Lkw-Bremsen./eas/mne/stk

Quelle: dpa-Afx