KOBLENZ (dpa-AFX) - Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter Compugroup will 2021 kräftig wachsen, doch geht das erst einmal zu Lasten der Gewinnmargen. Anleger reagierten mit Enttäuschung auf die Ziele für das kommenden Jahr: Die Papiere verloren am Dienstagvormittag fast 11 Prozent an Wert. Dabei soll der Umsatz auch dank Zukäufen in Europa und den USA 2021 um rund 20 Prozent auf eine Milliarde Euro zulegen, wie das Unternehmen am Montagabend in Koblenz mitgeteilt hatte. Aus eigener Kraft, also ohne Zukäufe und Wechselkurseffekte gerechnet, soll das Umsatzplus dabei bei über 5 Prozent liegen. Am Markt hatten Analysten für das 2021 bisher nur rund 920 Millionen Euro Umsatz erwartet.

Allerdings kosten Investitionen in stärkeres Wachstum den Konzern Geld. So dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) etwa auf dem Niveau dieses Jahres liegen, hieß es - damit würde die entsprechende Marge auf 20 bis 23 Prozent sinken im Vergleich zu den 2020 in der Mitte der Spanne angestrebten 25 Prozent. Grund seien geplante zusätzliche Investitionen in neue Technologien und in den Vertrieb, um die Wachstumschancen zu nutzen, die sich durch die schnell voranschreitende Digitalisierung des Gesundheitssystems für die Compugroup ergäben.

Der Ausblick auf das laufende Jahr wurde zudem bestätigt. Bei einem Umsatz zwischen 820 und 860 Millionen Euro und soll ein bereinigtes Ebitda von 205 bis 220 Euro erzielt werden. Das wären ein Umsatzplus von mindestens 10 Prozent und von mindestens 15 Prozent beim operativen Ergebnis.

Für die Jahre ab 2021 soll der eingeschlagene Kurs laut Aussagen der Geschäftsführung zudem zu starkem organischen Wachstum und einer attraktiven Marge führen. Die Investoren ließen sich davon jedoch nicht beschwichtigen. Mit einem Kurs von zuletzt 73,80 Euro lag die Aktie deutlich unter ihrem Anfang November erreichten Hoch bei 85,40 Euro. In der Corona-Krise war der Kurs jedoch kurzzeitig bis auf rund 47 Euro eingebrochen.

Marktbeobachter sahen die Prognose für 2021 ähnlich kritisch wie die Anleger. Laut Analysten der Commerzbank ist es ein Rückschlag angesichts des jahrelangen Versprechens, eine Marge von 30 Prozent zu erreichen, wenngleich dieses Ziel aus Sicht der Experten wohl nur einige Jahre verschoben wird.

Andreas Wolf von der Warburg Research stufte die Papiere hingegen von "Kaufen" auf "Halten" ab: Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung seien die mittelfristigen Wachstumsaussichten für das Unternehmen zwar weiterhin intakt. Jedoch sehe er, angesichts der wahrscheinlich ziemlich flachen Entwicklung beim Ebitda im Jahr 2021, wenig Aufwärtspotenzial für die Aktie.

Zeitgleich mit der Prognose gab das Unternehmen einen weiteren kleinen Zukauf in den USA bekannt, zum Erwerb des Laborsoftwarespezialisten Schuyler House wurden jedoch keine weiteren Details genannt. Erst im Juli hatte Compugroup den Zukauf von Teilen des deutschen und spanischen Krankenhaus-Informationssystems (HIS) abgeschlossen. Zudem gab das Unternehmen im November bekannt den US-amerikanischen Informationssystem-Betreiber eMDs zu erwerben. Die behördliche Genehmigung der Transaktion steht laut Unternehmensangaben jedoch noch aus./ssc/men/nas

Quelle: dpa-Afx