PLANEGG (dpa-AFX) - Zunehmender Wettbewerb für das Krebsmedikament Monjuvi stimmt das Biotechunternehmen Morphosys für 2022 vorsichtiger. Konzernchef Jean-Paul Kress blickt laut einer Mitteilung vom Dienstag zwar zuversichtlich auf eine "Erholung der Verkäufe von Monjuvi im zweiten Quartal". Fügte aber hinzu, dass der Wettbewerb unter anderem durch die jüngsten Zulassungen zusätzlicher Zweitlinien-Therapieoptionen für bestimmte Blutkrebsformen zugenommen habe.

Damit droht die Antikörpertherapie erneut zu enttäuschen, nachdem sich anfangs große Hoffnungen schon 2021 nicht erfüllt hatten, weil das Mittel nicht so gut anlief wie erwartet. Letztlich spülte es im vergangenen Jahr 79,1 Millionen US-Dollar in die Kassen.

Die Aktionäre reagierten am Dienstag nach einem ersten Schreck aber insgesamt gelassen. Die Papiere notierten gegen Mittag 0,19 Prozent im Minus bei 20,81 Euro. Sie pendeln schon seit Mai um die 20-Euro-Marke. Zum Vergleich: Vor einem Jahr kosteten sie noch um die 65 Euro.

Insgesamt macht der Aktienkurs seit dem Amtsantritt von Kress im September 2019 keine gute Figur. Kurz nachdem er das Ruder übernommen hatte, erreichte der Kurs mit gut 146 Euro ein Mehrjahreshoch. Seither geht es bergab. So enttäuschten 2021 die Verkäufe von Monjuvi. Investoren sorgen sich aber auch, dass die Firma sich mit dem Constellation-Zukauf und dem damit verbundenen tiefgreifenden Finanzierungsdeal verzettelt haben könnte.

Kress erwartet 2022 für die USA nun einen Netto-Produktumsatz von Monjuvi von 90 bis 110 Millionen US-Dollar, nach bisher 110 bis 135 Millionen. Der Manager setzt damit auf eine Belebung im zweiten Halbjahr, nachdem in den ersten sechs Monaten 41,9 Millionen Dollar Umsatz mit dem Medikament erzielt wurden.

Analyst James Gordon von der US-Bank JPMorgan rechnet mit deutlich sinkenden Markterwartungen für das Medikament. Dass sich der Aktienkurs dennoch so gut hielt, begründete der Experte damit, dass in der Aktie bereits viele Leerverkäufer unterwegs seien. Diese wetten auf fallende Kurse und könnten - nach dem monatelangen Kursverfall und da jetzt eine schlechte Nachricht endlich auf dem Tisch sei -, erst einmal Kasse machen. Das kann den Kurs kurzfristig stützen. Mittel- und langfristig sieht der Experte Morphosys aber weiter in schwierigem Fahrwasser. Monjuvi habe bereits zum Start Probleme, und die Konkurrenz werde nur noch stärker.

Die auf einem Antikörper basierende Blutkrebstherapie ist bislang für die Behandlung des sogenannten rezidivierten oder refraktären diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms zugelassen. Morphosys hofft mit seinen aktuellen Studien auf grünes Licht für weitere Indikationen.

Derweil stehen der gesenkten Umsatzprognose auch geringere Erwartungen bei den Forschungs- und Entwicklungskosten gegenüber. Hier kalkuliert das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen jetzt mit 275 bis 300 Millionen Euro. Bisher waren bis zu 325 Millionen geplant. Grund ist eine Lizenzvereinbarung für zwei Antikörpermedikamente mit einer US-Firma. So trennte sich Morphosys im Juni nach der teuren Übernahme des US-Onkologiespezialisten Constellation Pharmaceuticals von weiteren Kostenblöcken und vergab die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für Felzartamab und MOR210 an HIBio, einen Spezialisten für Autoimmun- und Entzündungskrankheiten.

Auch für Vertrieb, Verwaltung und Allgemeines soll zumindest in der Tendenz weniger ausgeben werden als bisher avisiert, nämlich rund 150 bis 165 Millionen Euro, statt 155 bis 170 Millionen. Weitere Details zur Umsatz- und Gewinnentwicklung wird Morphosys bei der Vorlage der Quartalszahlen am 3. August bekannt geben./mis/men/jha/

Quelle: dpa-Afx