UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1
An der Börse kletterte die Aktie auf die Nachrichten am Dienstag um zuletzt rund 1,8 Prozent. Laut einem Händler wirkte sich die Mitteilung leicht positiv auf die Stimmung für die Aktie aus.
Seit einem Zwischentief Ende Mai hat das Papier bereits rund 15 Prozent gewonnen, sodass für das Jahr zumindest wieder ein kleines Kursplus zu Buche steht. Wochen zuvor hatte die Kürzung der Dividende für einen Kursrutsch gesorgt. Zudem war der Konzern zum Jahresauftakt wegen des anhaltend schwachen TV-Werbegeschäftes in die roten Zahlen gerutscht. Inzwischen läuft beim Konzern die Diskussion um ein Sparprogramm samt Stellenabbau. Rückenwind gab der Aktie zuletzt auch die tschechische Milliardärin Renáta Kellnerová, die ihre Beteiligung an ProSiebenSat.1
Unterdessen soll der scheidende Unterhaltungs-Vorstand Link dem Konzern mindestens noch bis zum Jahresende als Berater zur Seite stehen, hieß es weiter.
Unter der Führung des Managers hatte ProSiebenSat.1 unter anderem beschlossen, wieder Nachrichten aus einer eigenen Redaktion zu produzieren und sich auf lokale Inhalte zu fokussieren. Link wurde 2020 in den Vorstand berufen und hatte zuletzt seine Aufmerksamkeit der Komplettübernahme der Streaming-Plattform Joyn gewidmet. Der ausgewiesene Fernsehfachmann Habets, der nun Links Verantwortungsbereich übernimmt, will Joyn zum zentralen Streaming-Portal ausbauen. Er hatte zuletzt öffentlich die Konkurrenz zum Dialog eingeladen.
Im Umfeld des italienischen Großaktionärs MediaForEurope (MFE) war in der Vergangenheit immer wieder zu hören, dass sich die Mailänder von ProSiebenSat.1 einen stärkeren Fokus auf das Entertainment-Segment wünschen. Der Konzern aus Unterföhring sei zu breit aufgestellt gewesen. MFE gehörte dem früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der am Montag im Alter von 86 Jahren gestorben war.
Nach Ansicht von Aufsichtsratschef Andreas Wiele ist die Neuordnung des Vorstands "die logische Konsequenz der Konzentration auf das Entertainment-Geschäft". "Hier kann Bert Habets als Vorstandsvorsitzender neue Akzente setzen", sagte Wiele laut Mitteilung. Mit dem Fortgang Links verkleinert sich der Vorstand - dies stehe im Einklang zum Restrukturierungsprogramm, bei dem ProSiebenSat.1 Kosten sparen will. Auf dem Plan steht auch ein Stellenabbau. "Wir werden vor allem im zweiten Halbjahr Stellen streichen", sagte Habets Ende Mai der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Es ist der bereits zweite Wechsel im ProSiebenSat.1-Vorstand binnen weniger Monate: Bereits Ende April hatte sich der Konzern von seinem Finanzchef Ralf Gierig getrennt. An seine Stelle rückte Martin Mildner nach, der zuvor beim Internetkonzern United Internet
Quelle: dpa-Afx