MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1
Inzwischen wagt der Konzern auch wieder eine Jahresprognose: ProSiebenSat.1 erwarte einen Umsatz zwischen 3,85 und 3,95 Milliarden Euro nach 4,13 Milliarden im Vorjahr und einen bereinigten Betriebsgewinn von 600 bis 650 Millionen Euro nach 872 Millionen Euro im Vorjahr. Beim operativen Gewinn ist der Konzern damit optimistischer als die meisten von Bloomberg befragten Aktienanalysten. Voraussetzung sei allerdings, dass das wirtschaftliche Umfeld stabil bleibt und es keine neuen Einschränkungen gibt. Der Fernsehkonzern erwirtschaftet normalerweise 40 Prozent seines Jahresgewinns im letzten Quartal.
"Wir sind sehr zufrieden mit unserer Entwicklung im dritten Quartal, sagte Finanzchef und Vorstandssprecher Rainer Beaujean. Die Pharma- und die Autoindustrie gäben wieder mehr Geld für TV-Werbung aus, die Werbeerlöse seien im dritten Quartal nur noch 6 Prozent unter Vorjahr geblieben, sagte Beaujean. Das habe sich im Oktober so fortgesetzt. Im November sehe er die Werbeerlöse über Vorjahr. Die Online-Drogerie Flaconi laufe sehr gut und gleiche die Rückgänge beim Portal Billiger-Mietwagen.de aus. "Gleichzeitig greift unser striktes Kostenmanagement", sagte er mit Blick auf geringere Programmkosten.
Zum Konzernumsatz von 921 Millionen trug das neu übernommene US-Dating-Portal Meet Group mit 26 Millionen Euro bei und war damit ein wichtiger Punkt dafür, dass der Erlös kaum gesunken ist. ProSiebenSat.1 will mit der neu formierten Parship-Meet-Group, zu der auch die Partnervermittlungen Parship und ElitePartner und das Dating-Portal Lovoo gehören, schon bald Kasse machen: "Mit einem Teil-Börsengang 2022 wollen wir diesen Wert für unsere Stakeholder greifbar machen", sagte Beaujean.
Im September brachte der Verkauf des Portals MyLoc 35 Millionen Euro in die Kasse, im Oktober wurde die Online-Apotheke Windstar Medical verkauft. Sobald Marken und Unternehmen mit TV-Reklame bekannt und groß genug seien, prüfe ProSiebenSat.1, ob es die Anteile daran wieder verkaufe. Kräftig investieren wolle er ins Programm - etwa eine Milliarde Euro jährlich, die Hälfte davon in lokale und Live-Formate. Der Schuldenberg war mit 2,5 Milliarden Euro um 100 Millionen Euro kleiner als vor einem Jahr.
An der Börse sorgten die Zahlen und der Ausblick für ein deutliches Kursplus. Die Aktie legte um am Vormittag um bis zu 11,6 Prozent auf 11,135 Euro zu und lag damit an der Spitze des MDax. Seit Ende 2019 steht allerdings immer noch ein Abschlag von rund einem Fünftel auf dem Kurszettel. JPMorgan-Analyst Daniel Kerven bestätigte nach den Zahlen seine "Overweight"-Einstufung und das erst am Mittwoch um einen auf 18 Euro erhöhte Kursziel. Der Konzern habe deutlich besser abgeschnitten als erwartet./rol/DP/zb/stk
Quelle: dpa-Afx