BREMEN/HAMBURG/HANNOVER (dpa-AFX) - Rund 1500 Menschen haben am Mittwoch nach Gewerkschaftsangaben vor dem Airbus -Hauptgebäude in Bremen gegen einen drohenden Stellenabbau bei dem Flugzeugbauer protestiert. Der IG Metall zufolge gab es bundesweit an Airbus-Standorten Kundgebungen - im Norden etwa in Hamburg sowie im niedersächsischen Nordenham, Stade und Varel. Bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder stellte die Gewerkschaft 2000 Klappstühle auf - beklebt mit Fotos von Mitarbeitern und gemalten Bildern ihrer Kinder. Dies sei ein Symbol für die Arbeitsplätze, die der Flugzeugbauer streichen wolle, so die Gewerkschaft.

Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter gefährdet der geplante Stellenabbau die Zukunft von Airbus und seinen Tochtergesellschaften. Airbus hat angekündigt, wegen der Luftfahrt-Krise weltweit 15 000 Stellen streichen zu wollen - davon 5100 in Deutschland. Die Pläne sollen bis Sommer 2021 umgesetzt werden. Airbus beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben rund 46 000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten.

Zu dem Aktionstag unter dem Motto "Wenn wir zusammenhalten, ist alles möglich" waren auch Vertreter und Vertreterinnen der Politik eingeladen. "Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz", sagte der Politische Sekretär der IG Metall Bremen, Ernesto Harder. "Hinter jeder Stelle, die gekürzt wird, steht ein Schicksal." Er forderte die Arbeitnehmerseite auf, Verantwortungsbewusstsein zu zeigen.

"Niemand bestreitet, dass es aufgrund der Pandemie eine Krise gibt", sagte Harder. Allerdings gebe es zum geplanten Stellenabbau durchaus Alternativen wie 24 Monate Kurzarbeitergeld, um Airbus die Personalkosten einsparen zu lassen oder staatliche Fördergelder zur Zukunftsentwicklung, schrieb die Gewerkschaft. Sollten die Pläne der Arbeitgeberseite umgesetzt werden, wäre Bremen laut IG Metall besonders stark von Stellenstreichungen betroffen. Demnach könnten am Airbus-Standort Bremen mit über 5000 Beschäftigten in den nächsten zwei Jahren rund 1000 Beschäftigte ihren Job verlieren. Das Management hatte für Bremen jüngst die Zahl von 445 Stellen genannt, die wegfallen sollen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) kündigte an, gemeinsam mit Bremen und Hamburg sowie Management und Betriebsrat nach einer tragfähigen Lösung für die Zukunft der norddeutschen Standorte von Airbus und Premium Aerotec zu suchen. "Wir werden eine gemeinsame Forderung der Länder an den Bund zur Zukunft der Luft- und Raumfahrt richten", sagte der Politiker. "Es geht jetzt darum, eine Brücke in das Jahr 2023 zu bauen, um die coronabedingte Delle zu überwinden, ohne die für die Zukunft notwendigen Fachkräfte zu verlieren." Dafür sei unter anderem die Ausweitung der Kurzarbeit von 12 auf 24 Monate nötig. Vom Airbus-Management erwarte er ernsthafte Verhandlungen./tm/DP/men

Quelle: dpa-Afx