LONDON (dpa-AFX) - Shell hat im zweiten Quartal wegen der deutlich gesunkenen Gas- und Ölpreise deutlich weniger verdient als vor einem Jahr. Der Konzern folgt damit dem Muster der Branche, die ihren satten Erträgen aus dem Vorjahr hinterherrennt, als der Ukraine-Krieg die Preise für Öl und Gas in die Höhe trieb. Trotz des Gewinneinbruchs will Shell ein weiteres Aktienrückkaufprogramm auflegen. Die Aktie lag am Nachmittag in London mit einem Prozent im Minus.

Im abgelaufenen zweiten Quartal sei der Überschuss im Vergleich zum Vorquartal um fast zwei Drittel auf 3,1 Milliarden US-Dollar (2,8 Mrd Euro) gefallen, teilte der Öl- und Gasmulti am Donnerstag mit. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 18 Milliarden Dollar verdient. Damals waren die Öl- und Gaspreise allerdings sehr viel höher.

Besser lief es beim freien Barmittelzufluss. Er sank im Vergleich zum Vorjahresquartal lediglich um gut 2 Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar. Gleichzeitig baute der Konzern weiter Schulden ab und verfolgt damit das erklärte Ziel des neuen Konzernchefs Wael Sawan.

Shells Zahlenwerk ähnelt dem des Konkurrenten Totalenergies , der auch am Donnerstag seine Bücher geöffnet hatte. Der Öl- und Energiekonzern aus Paris musste ebenfalls einen Gewinneinbruch verkraften, überraschte aber mit einem soliden Cashflow - und hat so ähnlich wie Shell die Beinfreiheit, seine Aktionäre zu bezirzen. Aktienrückkäufe und ähnliche Programme sind in der Öl- und Gasbranche besonders häufig, weil die Konzerne so Investoren davon abhalten wollen, sich von fossilen Investments zu trennen.

Der Umsatz bei Shell sank in den drei Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorquartal um rund 14 Prozent auf knapp 75 Milliarden Dollar. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn fiel um 47 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar. Damit verfehlte der Konzern die Erwartungen der Experten leicht.

In den nächsten drei Monaten will Shell eigene Anteilscheine im Wert von drei Milliarden Dollar zurückkaufen. Danach sollen nach Möglichkeit noch mindestens 2,5 Milliarden Dollar in Rückkäufe fließen. Die Dividende will Shell um 15 Prozent auf 0,331 Dollar je Aktie erhöhen.

Das Ergebnis enttäusche zwar, allerdings sei der Barmittelzufluss aus dem Tagesgeschäft gut ausgefallen, schrieb JPMorgan-Analyst Christyan Malek. Das schwache Ergebnis sei vor allem den gefallenen Öl- und Gaspreisen sowie Wartungsarbeiten geschuldet. Negativ falle auf, dass die Produktion für Wasserkraft und Flüssiggas im dritten Quartal geringer ausfallen werde als erwartet./jcf/tav -----------------------

https://www.shell.com/investors/results-and-reporting/quarterly-results/latest-results.html

Hintergrund Ölbranche blm: Oil and gas companies have seen earnings retreat from last year's highs as the market chaos unleashed by Russia's war in Ukraine eased, pulling prices down. Yet they're still channeling generous sums to shareholders in a bid to keep them on side as some investors retreat from fossil fuels.Â

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Quelle: dpa-Afx