BERLIN/WOLFSBURG/STUTTGART (dpa-AFX) - Der Börsengang von Porsche
Am 29. September waren die Papiere der Porsche AG nach monatelanger Vorbereitung am Frankfurter Finanzmarkt gestartet. Die Platzierung von einem Achtel der Anteile am operativen Geschäft des Sport- und Geländewagenbauers spülte VW
Zu dem Plan gehörte außerdem, dass der VW-Hauptaktionär - die von den Familien Porsche/Piëch kontrollierte Holding Porsche SE (PSE)
Die VW-Konzernführung hatte empfohlen, an die Aktionäre eine Sonderausschüttung von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus dem Börsengang der Vorzugs- und dem Verkauf der Stammaktien zu zahlen. Pro Papier wären das laut vorgegebener Planung 19,06 Euro. Die Betriebsräte handelten überdies Extra-Prämien für die Beschäftigten aus: Bei Porsche sind es bis zu 3000 Euro, für die Kolleginnen und Kollegen im Volkswagen-Haustarif sowie bei VW in Sachsen 2000 Euro.
Streit geben könnte es in der Aussprache aber bei Details der Dividendenpolitik. So findet die Sparkassen-Fondstochter Deka - für einen Aktionärsvertreter überraschend - die vom Unternehmen geplante Höhe der Ausschüttung "viel zu hoch". Volkswagen brauche sein Geld jetzt primär für den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung, so die Argumentation. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) pocht hingegen darauf, dass die Sonderdividende noch in diesem Monat und damit im Kalenderjahr 2022 fließt - und nicht erst im Januar, wie vom Großaktionär Niedersachsen gewünscht. Sie begründet dies mit möglichen steuerlichen Nachteilen.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) machte als Mitglied des VW-Aufsichtsratspräsidiums vor der Hauptversammlung klar, dass er bei seiner Linie bleibe. "Es wurde relativ früh Einvernehmen zwischen allen Beteiligten erzielt, dass die Dividende Anfang des Jahres (2023) ausgezahlt werden soll", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Einnahmen für den Etat seien zudem nicht so umfangreich, wie mancher vermute: "Wir werden deswegen keinen großen Geldsegen im Landeshaushalt sehen." Etwas mehr als die Hälfte des Geldes erhalte automatisch die Volkswagen-Stiftung. "Davon profitiert das Land auch, weil damit Forschungsvorhaben vorangetrieben werden."
Die Mittel aus dem Porsche-Börsengang seien aber auch für eine stabile Standortpolitik wichtig, so Weil, weil "Volkswagen jetzt wieder die Möglichkeit hat, aus einer starken Kasse heraus zu investieren, damit auch zukünftig in Niedersachsen moderne Produktionsstätten stehen". Kritiker bemängeln an der Konstruktion des Börsengangs, dass die Großeigentümer-Familien über die PSE ihre Macht im Konzerngeflecht festigen. Sie könnten mit der Dividende auch gleich einen Teil der Milliardenausgaben für den Kauf der Stammaktien gegenfinanzieren. Grundsätzlich monieren kleinere Aktionäre schon länger, sie hätten gegenüber der PSE, dem Land Niedersachsen und dem drittgrößten Aktionär Katar meist nur sehr wenig Einfluss.
Diskutiert werden dürfte auch über die Wertentwicklung an der Börse. Während die Marktkapitalisierung der Porsche AG mittlerweile auf über 93 Milliarden Euro stieg, lag die VW AG zuletzt bei gerade mal knapp 80 Milliarden Euro. Die Wolfsburger sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass mittelfristig ein deutlicher Wertzuwachs gelingen kann./jap/DP/zb
Quelle: dpa-Afx