FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag weiterhin vorsichtig agiert. Der Leitindex Dax stand 0,10 Prozent im Minus bei 15 725,54 Punkten und setze damit seine jüngste Verlustserie fort.

Für den MDax der mittelgroßen Titel ging es um 0,51 Prozent auf 27 297,69 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,19 Prozent.

An der Wall Street seien starke Wirtschaftsdaten von den Anlegern negativ aufgenommen worden, erklärte Analyst Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management. Am Markt stelle man sich nun auf einen möglicherweise längeren Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank ein. Signale für fallende Zinsen in nächster Zeit seien zumindest unwahrscheinlich. Die Anleihezinsen zogen daher zuletzt weiter an.

Aus Deutschland kamen indes enttäuschende Konjunkturdaten. Die Industrie hierzulande entwickelt sich weiterhin schwach. "Offensichtlich schlägt die schwache Nachfrage mehr und mehr auf die Produktion durch", kommentierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

"In den kommenden Monaten dürfte sich die Abwärtstendenz in der Industrie fortsetzen und mit dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schrumpft", erwartet Volkswirt Solveen. Schon im Winterhalbjahr war die Wirtschaftsleistung rückläufig gewesen. Im Frühjahrsquartal hatte es nur zu einer Stagnation gereicht. Der Internationale Währungsfonds bewertet die Konjunkturaussichten für Deutschland im laufenden Jahr verglichen mit anderen großen Volkswirtschaften am ungünstigsten.

"Es besteht kein Zweifel mehr daran, die deutsche Wirtschaft hat ein Wachstumsproblem", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Und mit dem am Vortag vermeldeten Einbruch in den Auftragseingängen dürfte eine Erholung auch noch sehr lange auf sich warten lassen. Da passe ein Dax zumindest noch in der Nähe seines Rekordhochs eben nicht in dieses Bild, was vielen Anlegern gerade klar werde.

An der Dax-Spitze stiegen die Aktien von MTU um 1,4 Prozent. Sie profitierten von einem positiven Analystenkommentar von Kepler Cheuvreux. Zudem gab es gute Nachrichten aus der Branche: Melrose Industries stockte mit dem Halbjahresbericht die Gesamtjahresziele auf.

Der Softwarekonzern SAP will die Bonner Software-Management-Firma LeanIX übernehmen. Die SAP-Papiere legten um 0,4 Prozent zu.

Das IT-Unternehmen Compugroup will noch stärker von der staatlich vorangetriebenen Modernisierung und Digitalisierung von Krankenhäusern profitieren. Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter hob im Rahmen eines Kapitalmarkttages das Ziel für Umsätze im Zusammenhang mit dem Krankenhauszukunftsgesetz erneut an. Damit zogen die Anteilsscheine um 1,5 Prozent an./la/jha/

Quelle: dpa-Afx